Sonntag, 6. April 2014

"Er ist wieder da"

Einschusslöcher, Berlin-Mitte, 2014.
Als ich heute morgen das Evangelium von Lazarus und seiner Auferweckung hörte, durchzuckte es mich erinnernd. Das war doch fast wie diese Geschichte von Adolf Hitler, die ich gerade lese. Ein Toter wird wieder wach und lebendig. An seiner Rückkehr entzünden sich angeregte Diskussionen – und auch die Öffentlichkeit kocht sich wieder mal hoch.

Nur dass es, okay, bei Lazarus nicht in erster Linie um diesen selbst geht, sondern um Jesus, der die Auferstehung und das Leben ist. Und, ja, ich gebe es zu, dass Lazarus ein guter Freund Jesu war, was man von Hitler nun auch nicht behaupten kann. Es ließen sich sogar noch mehr Unterschiede finden – Lazarus war Jude, erwachte nach nur drei Tagen wieder zum Leben und von seiner weiteren Geschichte wissen wir nichts. Ganz anders im Roman "Er ist wieder da" von Timur Vermes.

Auf welche Weise Hitler wieder lebendig wird, ist nicht weiter wichtig und auch nicht Thema des Buches. Hitler wcht dreckig und benommen auf. Das passiert halt so, wie so vieles in dieser nicht immer logischen, sehr lakonisch erzählten und mit allerlei Dümmlichkeiten angereicherten Geschichte, die trotzdem immer wieder scharf beobachtete Momente von Gesellschaftskritik aufweist.

Um all das geht es dem Evangelisten nicht. Jesus steht im Zentrum, die Anfeindungen auf sein Tun hin. Denn gerade wie Lazarus lebendig wird, ist ein springender Punkt in der Erzählung von seiner Auferweckung. Es geht um einen Vorgriff auf Ostern. Um eine Auferweckung.

Lazarus wird auferweckt, denn seine Angehörigen, die um ihn trauerten, haben einen Menschen geholt, von dem sie erwartet hatten, dass er helfen kann. Sie hatten gehofft, in dem Sinn, wie später Gabriel Marcel sagen wird: „Einen Menschen lieben heißt sagen: Du wirst nicht sterben.“ 

U-Bahnhof Yorckstraße, Kreuzberg, Berlin, 2014.
Und Jesus liebt diesen Mann tatsächlich (Joh 11,5), und so hilft er nun, tief bewegt (Joh 11,33.35.38) und betend (Joh 11,41).

Lazarus wird von Jesus gerufen. Er ruft ihn heraus aus der Höhle, aus seinem Grab. Seine Auferweckung kommt aus dem Angesprochenwerden, dem Gewolltsein, aus der Liebe. Denn das ist Leben im christlichen Verständnis letztlich.

Genug Unterschiede zum Bestseller von 2011 also – heute immerhin ein passender Stichwortgeber aus der bösen Ecke
zum Thema Liebe, Jesus, Auferstehung.