Samstag, 24. Mai 2014

Konsequent wählen

Wenn ich mich entscheide oder etwas wähle, dann hat das Konsequenzen.
Das ist so eingängig wie logisch, aber nicht in jedem Fall ohne Weiteres sichtbar.

Wenn Papst Franziskus auf seiner aktuellen Pilgerreise im Heiligen Land bestimmte Orte besucht (Herzls Grab!) und andere nicht, sich mit manchen Menschen trifft (Patriarch Bartholomaios) und mit anderen nicht, dann bedeutet das eine bewusste Beschränkung, die verschiedene Deutungen ermöglicht. Je nach Betroffenheit gehen die Emotionen über diese Auswahl breit auseinander.

Geleis auf dem Tempelhofer Feld, Tempelhof,
Berlin, 2014.
Wenn die Ukrainer unter den derzeitigen Umständen eine Wahl durchführen, um endlich eine demokratisch legitimierte Führung zu bekommen, dann müssen sie sich u.a. zwischen einem Schokoladenkönig und einer ehemaligen Revolutionsikone, die nun doch keine Märtyrerin mehr ist, entscheiden. Andere können oder wollen gar nicht wählen, weil sie in in Landesteilen leben, die eine Wahl nicht zulassen.

Wenn ich morgen wählen gehe, kann ich neben der Wahl meiner Europaabgeordneten auch über die Zukunft des ehemaligen Tempelhofer Flughafens mitbestimmen. In Stellung gebracht werden Wohnungsnot und Stadtentwicklung (Berliner Senat) gegen Bürgerbestimmung und freie Nutzung einer einmaligen Parkfläche (Bürgerinitiative). Wie viele Berliner politisiert mich das mehr als die Europawahl, bei der ich mich weitgehend mit einem sozialdemokratischen Deutschen und einem luxemburgischen Dinosaurier konfrontiert sehe. Die konkreten Konsequenzen gehen mir spontan jedenfalls nicht auf.

Wenn nun Jesus im Evangelium an diesem Sonntag (Joh 14,15-21) spricht, dann heißt die Konsequenz der Wahl: seine Gebote befolgen. Mir stößt das etwas auf, wie hier Liebe mit Regeln verbunden werden: "Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote befolgen." (v15) Zugleich leuchtet mir ein, dass die Liebe etwas von mir fordert, dass meine Antwort auf seine Liebe wieder Liebe ist, die er als Doppelgebot der Gottes- und Menschenliebe formuliert (Mt 22,37ff). Jesus zu lieben heißt ihm zu folgen.

Dass wir das können, dafür verspricht er seinen Beistand, durch den Gott selbst in uns sein wird (v16f). Gottes Liebe hebt meine kümmerliche Liebe empor. Das wähle ich, wenn ich mich entscheide, Jesus zu folgen. Wenn ich Jesus wähle, bin ich in seinem Geist gehalten, der in mir sein wird. Das ist mir die schönste Konsequenz.
Und ich glaube, das wird auch meine morgigen Kreuze irgendwie mitbestimmen.

Verbautes, Hauptbahnhof Dresden, 2014.