Donnerstag, 4. Juni 2015

Fronleichnam – Patronatsfest dieses Blogs

In gewisser Weise kann ein Blog mit dem Namen "Brot und Glanz" ja nur das Fronleichnamsfest als Patronat haben. Ein Stückchen Brot, das im Strahlenglanz zu sehen ist, stellt den ikonographischen Kern des Festes dar. Brot im Glanz und Glanz ums Brot – das sind die gängigen Bilder für das, um das es geht. 

Erfrischender Halt. U-Bahhof Fehrbelliner Platz,
Wilmersdorf, Berlin, 2014.
In den letzten zwei Jahren habe ich hier immer wieder über Themen, die mir besonders wichtig waren, geschrieben – und die durchaus einen Bezug zum heutigen Fest haben: mal ging es um Transsubstantiation oder um die Vorstellung eucharistischer Selbstdarbringung, mal um eucharistische Ekklesiologie, um Gott selbst in unseren Händen oder um die eucharistische Lebensweitergabe.
Ebenso sollten die dreimaligen Versuche zur Frage von Brot und Glanz daran andocken.

Worum es bei all dem geht, ist selbstverständlich nicht das Brot oder sein Herumtragen in einer Monstranz, sondern ein Zentralthema des Christentums: Es geht um die Gegenwart der hingebungsvollen Liebe Gottes unter uns.
("Liebesgegenwart" wäre also der zweite, vom Bildlichen bereinigte und damit etwas pathetisch großformatiger klingende Name dieses Blogs.)

Bei Karl Rahner heißt die Erläuterung der durch die Straßen ziehenden Prozessionen dann ähnlich angeschärft so: "Die Christenheit will ausdrücken, will erscheinen lassen, dass die Gnade die Welt und nicht nur die Gewissen, das leibhaftige Leben und nicht nur die vagen und privaten Sehnsüchte der Menschen erlösen, heiligen und retten will. Und darum trägt sie das Sakrament des ewigen Lebens mitten durch die Alltäglichkeit der unheiligen Welt. Dieser Zug sagt: Wir haben den Gekreuzigten und Auferstandenen bei uns auf dieser Wanderung durch die Welt, er geht mit uns mitten durch unser Leben auf allen seinen Wegen, er begegnet uns in den Schicksalen, die uns an den Kreuzungen unserer Wege überfallen, er schaut uns unbekannt an aus dem Bruder, an dem wir gleichgültig vorüberlaufen. Wir tragen das Zeichen der Gegenwart dessen durch unsere Straßen, der der Weg und das Ziel ist, von dem wir bekennen, dass alle Wege gerade und zielvoll werden, wenn Er nur mitgeht.1

In diesem Sinne ein zielgerichtet frohes hingebungsvolles Fronleichnamsfest!


1   K. Rahner, Über die Sakramente der Kirche. Meditationen. Freiburg i.Br. 1991, 77f