Freitag, 5. August 2016

Aus dem "Abschlussbericht des Kampfes zur Erreichung des Staatstitels 'Kollektiv der sozialistischen Arbeit'" von 1973

Das ist Sozialismus hautnah!
Aus familiärer Quelle ist mir dieser Tage ein eher unter Kuriosität zu verbuchender Papierstapel unter die Hände gekommen – nämlich ein auf 1973 datierter "Abschlussbericht des Kampfes zur Erreichung des Staatstitels 'Kollektiv der sozialistischen Arbeit'" aus einem großen Kombinat der DDR.
Da meine Kenntnisse dieser Zeit eher rudimentär sind, kann ich seine Bedeutung auch nur laienhaft einschätzen. Ein kurz zusammenfassender Versuch: es handelt sich um die Teilnahme zweier Gruppen des Werkes an einem Wettbewerb, im Verlauf dessen, basierend auf einer Selbstverpflichtung, eine Reihe fachlich-betrieblicher und politisch-agitatorischer, aber auch kultureller und sportlicher Verbesserungen geleistet werden sollen. 
Ich habe mich bei den folgenden Beispielen auf Politik, Sport und Kultur konzentriert und das Betriebliche außen vor gelassen.
Äußerst spannend finde ich dabei, in welch ausgreifender Weise im Rahmen dieses betrieblichen "Kampfes" Freizeit und Familienleben ganz selbstverständlich in Planung und Durchführung einbezogen wurde.
Aus der Theorie ist mir das durchaus klar gewesen, aber konkret zu lesen, dass die konkrete und als Kollektiverfolg abrechenbare Erwartung besteht, einen Teil der eigenen Einkünfte oder einen "Subbotnik" (entgeltloser Samstagsarbeitseinsatz) für internationale politische Aktionen zu erbringen, war schon ein starkes Stück.

Es zeigte sich im Bericht allerdings auch, dass eine Beteiligung von unter 50% durchaus keine zufriedenstellende Quote ist, was auch klar benannt wird.

Fazit: Alles gehört zum politischen Kampf, alles ist berichtenswert.
Und: das ist gerade mal 43 Jahre her – aber eine völlig andere Welt.