Montag, 15. August 2016

Maria wirkt mit - Gnadentheologie aus der Wirtschaft zu Mariä Himmelfahrt

An erstaunlicher Stelle las ich vor einiger Zeit erhellende Gedanken zum Thema Geben und Empfangen - und damit indirekt auch von der Wirksamkeit der Gnade.
Der Wirtschaftsteil der "Zeit" nämlich berichtete von Superreichen, die das Großspenden neu für sich entdeckt haben. Da geht es um viele Millionen Euro, die seit neuestem auch von der Unternehmerin Susanne Klatten systematisch als Spende in die Gesellschaft "reinvestiert" werden. Ganz selbstverständlich wird in ökonomischen Kategorien gedacht und formuliert, denn das Geld soll natürlich nicht irgendwohin gelangen, sondern dorthin, wo es am nötigsten ist und am meisten erreichen kann - effektiv eingesetzt und nicht verschleudert.
Unterblick. Maria in "Stella Maris" Binz, 2016.
Und hier, bei den Überlegungen, wie die wertvollen Gaben am besten ankommen können, fallen nun einige bemerkenswerte Sätze Klattens:
"Es wäre schön, wenn man manches Problem mit Geld lösen könnte. Doch so einfach ist die Welt eben nicht. Man darf auch niemanden überwältigen mit diesen Summen. Man muss die Würde desjenigen wahren, der die Mittel annimmt."

Gleiches gilt nach katholischer theologischer Auffassung für die Gnade. Gott rettet die Welt eben nicht durch ein bloßes Ausschütten von viel und viel und immer mehr Gnade. Sie muss auch angenommen werden (können). Wer das Geschenk durch die Finger rinnen lässt, wird es eben nicht nutzen können.
Doch Gott versucht es ja immer wieder!

Bloß ein Überwältigen durch Gnade oder bloßes Überstülpen des Heils wäre nicht im Sinne Gottes. Er beschämt die Menschen nicht durch seine Überfülle, sondern baut auf den freien Willen seiner Geschöpfe und fordert sie zur Mitwirkung auf: Jesu Sendung der Apostel zeigt das ebenso wie die unzähligen Berufungen von Propheten und anderen Boten Gottes.
Denn die Mitwirkung von Menschen im Heilsplan ist ein Zeichen ihrer Würde und Ausdruck ihrer Gottesebenbildlichkeit. Insofern spricht Susanne Klatten hier im ökonomisch-sozialen Diskurs fundamentale theologische Wahrheiten aus. 

Besonders Maria, deren Aufnahme in den Himmel die Kirche heute feiert, ist involviert gewesen in das Heilswirken Gottes. Auch ihr "Ja" zum göttlichen Kind, auch ihre Muttersorge war es, die Jesus von Nazareth zu dem werden ließ, der er schließlich wurde.
Die Würde, die Gott ihr verlieh, drückte sich darin aus, dass er sie am Heil mitwirken ließ.

Auch diese Einsicht ist der Ökonomie nicht fremd. Klatten führt aus, wie sie sich das Wahren der Würde der Beschenkten vorstellt: "gemeinsam mit den Leuten einen Prozess anzustoßen, der sie befähigt und wachsen lässt, das ist wertschätzend."
Heilsgeschichtlich sind wir genau in diesem Prozess, den Gott durch die Bereitschaft Marias mitzuwirken angestoßen hat. 

So wie Maria in der Verehrung der Menschen gewachsen ist und von allen Geschlechtern selig gepriesen wird (vgl. Lk 1,48), so will Gott auch uns wachsen lassen durch unsere Teilnahme an seinem und unserem Heilswerk.
So wie Maria wird auch uns das Heil nicht einfach eingeflößt, sondern anvertraut.
So wie sie ganz bei Gott ist, wird auch uns verheißen, einst ganz und gar bei ihm zu sein. 

Pure göttliche Wertschätzung ist das! Auch Liebe genannt.

Zusammenwirken. Rasender Roland, Binz, 2016.