Freitag, 6. Januar 2017

Drei Könige: Neuausrichtung – Leitung – Blockadenüberwinder

Es sind drei Gedanken, die am zweiten großen Fest des Weihnachtsfestkreises zu Besuch kommen.

1. Neuausrichtung
Den ganzen Advent über ging es darum, dass der kommende Herr einen Platz findet. Die Spiritualität der Vorbereitung auf das Fest der Geburt Jesu wird geprägt von der Herbergssuche in den Herzen und der Zubereitung eines wachsam-offenen Geistes zu diesem Zweck.
Nun bekommt das Denken – ganz passend neujährlich – eine neue Richtung. Denn jetzt sind nicht wir die Erwartenden, sondern dürfen uns auf dem Weg zum göttlichen Neugeborenen wissen, das seinerseits einen Besuch erhalten soll.
Suche. Collage, 2015.
Anders gesagt: So wie die Weihnachtslieder seit der Heiligen Nacht schon einladend mit dem Kommen der Hirten und Kinder winkten, können wir uns jetzt mit den Weisen auf den Weg machen. Der Fokus (nicht der Gehalt!) hat sich geändert: Wir gehen nicht mehr, wie am Weihnachtsfest selbst als mit der Gottesgegenwart im Kind Beschenkte, sondern als den Gott im Menschen Suchende und zugleich selbst Schenkende.

2. Leitung
Das Symbol der Suche ist am heutigen Fest der Erscheinung des Herrn – ein Stern.
Es geht also darum, was der Leitstern des Lebens, was Richtungsgeber und Zielbestimmer sind. Dem biblischen Zeugnis nach haben sich die Sucher aus dem Osten an astronomischen Daten orientiert. Heute wissen wir, dass die mesopotamische Mischung aus Sternenbeobachtung und Sterndeutung einen reellen Hintergrund für diese Gedanken des Evangelisten bilden können. So wurde das Zeugnis der Schrift, das die Juden als Offenbarung Gottes besaßen, um Gottes Offenbarungszeichen in der Ordnung der Natur ergänzt, als die ersten "Heiden" zu Besuch kamen.
Die theologischen und philosophischen Implikationen, die ein Denken von Vorstellungen einer göttlichen Naturordnung in Naturrechtsdebatten und einem vermuteten Seins-Sollens-Zusammenhang auszulösen vermag, will ich hier beiseite lassen und nur darauf hinweisen, dass da nach dem biblischen Zeugnis augenscheinlich unterschiedliche und sich gegenseitig ergänzende Zugänge existieren, wie Menschen sich der göttlichen Gegenwart nähern können.
Vielleicht kann diese Art von Toleranz ein Leitstern für dieses Jahr sein.

3. Blockaden
Doch so einfach ist es meist nicht. Die Suche nach Gott auf unterschiedlichen Wegen führt auch in Sackgassen und vor unvermutete Mauern. (Dies habe ich an dieser Stelle schon ausgeführt mit Hinweis auf die Krippe, die ich vor einigen Jahren aus Betlehem mitgebracht habe.)
Es gibt also eine Reihe von Blockaden, die es verhindern, dass ich mich einerseits auf den Weg zu Gott mache, und dass ich andererseits tatsächlich bis zu ihm komme. Wahrscheinlich liegen viele Gründe in meinem eigenen Herzen – Egoismus, Stolz, Enge, Lahmheit, Ärger, Ungeduld...
Doch Gott ist uns ja nun schon so weit entgegen gekommen, indem er selbst Mensch wurde, dass es doch unwahrscheinlich wäre, wenn er seine Initiative nun von unserem Unvermögen so völlig ausbremsen ließe. Daran erinnert die Jahreslosung 2017 (über die ich hier schon mal etwas schrieb): "Gott spricht: Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch." (Ez 36,26)
Er selbst will also unsere Blockaden überwinden und uns bereit machen, dass wir mit erneuertem Geist Gottsuchende und Gaben Schenkende werden, Menschen, die an menschlichen Grenzen (gleich welcher Art) nicht verzweifeln, sondern mit den vielen anderen, die auf ihre eigene Art unterwegs sind, auf je persönliche Weise Gottes Anwesenheit im Menschen suchen.

Blockadenüberschauer. KS St. Franziskus, Schöneberg, Berlin, 2016.