Mittwoch, 22. März 2017

Kreuzwegbetrachtung - Was macht es mit mir, wenn jemand meinetwegen freiwillig leidet?

Im Gefängnis habe ich heute eine Passionsandacht zu dem nebenstehenden Bild angeboten.

Jesus trägt das schwere Kreuz.
Schattenbild, 2015.
Meine Ausgangsfrage war die im Titel genannte, die sich natürlich vor allem an den Leidensweg Jesu anschloss: Was macht es mit mir, wenn jemand meinetwegen freiwillig leidet?

Aus der Lebenssituation der Anwesenden heraus kommt der Impuls:
Dass durch die Inhaftierten andere Menschen leiden mussten, die das gerade nicht wollten, ist in vielen Fällen sehr eingängig.
Dass aber jemand freiwillig um meinetwillen leidet, scheint zunächst nicht ganz so klar. Aber natürlich gibt es eine Menge Partner, Verwandter oder Freunde, denen es unter Umständen schlecht geht und die leiden, weil jemand nicht da ist und im Gefängnis sitzt.
Schon das macht viele der Inhaftierten unglücklich, wenn sie sich vorstellen, dass sie daran mitschuldig sind.

Das freiwillige Dranbleiben und Investieren von Herzblut seitens derer, die eigentlich nicht bestraft werden sollen, diese Zugewandtheit und Liebe, aus der dann oftmals viel Leid entsteht, ist vielleicht auch eine Weise, wie wir uns Jesus und seinem freiwilligen Leiden für uns nähern können.

Und wie geht es mir damit?
Was bewegt sich in mir, wenn ich das Kreuz sehe, das Jesus schultert?

Doch Jesu Kreuzweg soll nicht in eine Spirale des Immer-mehr- und Immer-weiter-Leidens führen, sondern eben daraus herausführen.
Dass er sich freiwillig auf den Weg macht, um an uns dran zu bleiben, dass er nicht ablässt, sich für uns einzusetzen, dass er noch ein Jahr, eine Meile weiter mitgeht, führt uns in ein neues Leben.

Denn Ostern ist der Kontrapunkt zu diesem ganzen Leiden. Gott führt den freiwillig Mitgehenden heraus aus der Tortur.

Für den Haftalltag gesprochen: der emotionale Draht nach außen ist ganz allgemein eines der besten Resozialisierungsmittel, weil das Wissen um die draußen Wartenden und Liebenden einen eminenten Einfluss haben kann auf die Mitwirkung an einem gelingenden Vollzug. Der ja darauf ausgerichtet ist, in ein neues Leben zu führen.

Beten wir für die Gefangenen. Um Mitleidende. Um Liebende. Um Dranbleibende.