Mittwoch, 26. Juli 2017

Mein Kind ist ein Prophet des Höchsten

Nun ist es da, das zweite Kind!
Das Vaterherz jubelt und lacht, während die Vaterhände das Kleine nach einer Zeit des Wiegens am Ende doch in Richtung Mutterbrust weiterreichen müssen.

Die Eingebung zu den religiöse Gedanken dieses Posts entstand, als sich die Große dieser Tage vor dem Zubettgehen ein "ganz altes Lied" wünschte – was anderes als liturgischer Gesang bietet sich da an...?!

Als ich dann die folgenden Worte aus dem Benedictus sang, klickte es.

Einen Weg bahnen zwischen Stralsund und Hiddensee.
Fähre, 2017.
"Und du, Kind, wirst Prophet des Höchsten heißen,
denn du wirst dem Herrn vorangehen
und ihm den Weg bereiten.
Du wirst sein Volk mit der Erfahrung des Heils beschenken
in der Vergebung der Sünden." (Lk 1,76f)

Ich schicke voraus, dass die Große so willens- und ggf. lautstark ist, dass ich mich vor realitätsferner Romantisierung von Kindern mehr und mehr befreit hoffe.

Kinder sind schon insofern Wegbereiter des Höchsten, als sie die Herzen der Erwachsenen in den meisten Fällen froh und liebevoll stimmen. Sie öffnen die Seelenfenster auch bei dem Griesgram, der einem auf Berliner Straßen häufig begegnet – jedenfalls dann, wenn die Kinder unter fünf sind.
Und gerade mit Neugeborenen lassen sich Lebensgeister bewegen, die ich manchmal gar nicht für anwesend gehalten hätte – da blühen Gesichter auf. Es ist ein Aufblühen, das mich hoffen lässt, dass auch Gott in seiner ganzen Liebe dort ankommen kann.
Wo sich Herzen erwärmen, da laufen sie sich insgeheim schon warm für das Feuer der göttlichen Liebe.
Denn dem kleinen Kind kommen die meisten Menschen mit Liebe entgegen – und Liebe bereitet Gott den Weg in diese Welt, ja, Gott ist selbst schon anwesend in der reinen Liebesfreude über ein neues Leben.
Das ist eine Erfahrung von Heil, die wenigstens für einen Moment Frieden bringen kann – und Vergebung, wie Jesus selbst bei der Begegnung mit einer "Sünderin", die ihm die Füße salbt, sagt: "Ihr sind ihre vielen Sünden vergeben, weil sie so viel Liebe gezeigt hat." (Lk 7,47)

Wenn ich also mit meinem Kind spazieren gehe, freue ich mich fortan, gemeinsam mit ihm dem Herrn den Weg zu bereiten. Advent im Sommer, Halleluja!

Spiellandschaft im Bau. Grünheide, 2016.