Sonntag, 17. Dezember 2017

KinderStück 17 - Ohne Kind kein Heim

Die katholische Sozialaktivistin Dorothy Day ist im deutschen Sprachraum weitgehend unbekannt, auch wenn sie im amerikanischen Katholizismus zu einer der prägendsten Personen des 20. Jahrhunderts gerechnet werden muss. Ihr soziales und spirituelles Engagement als "Catholic Worker" lohnt definitiv eine nähere Beschäftigung
Ihre Hinwendung zum christlichen Glauben engt eng zusammen mit Schwangerschaft und Geburt ihrer Tochter Tamar Teresa. Der Schwangerschaft ging eine Zeit des Leidens an der eigenen Kinderlosigkeit voraus:

Unvollständig.
Rahmen für ein Hinweisschild im Schlaubetal, 2017.
"Eine lange Zeit dachte ich, dass ich kein Kind gebären könnte, und die Sehnsucht nach einem Baby wuchs in meinem Herzen. Ich hatte das Gefühl, dass mein Heim ohne Kind kein Heim war. Die einfachen Freuden in der Küche, im Garten und am Strand brachten Traurigkeit mit sich, weil ich mich unfruchtbar und nutzlos fühlte. Egal, wie sehr jemand geliebt wird oder liebt, diese Liebe ist einsam ohne ein Kind. Sie ist nicht komplett."1

Das ist eine steile Aussage!
Und ich glaube gar nicht, dass man sie verallgemeinernd auf jede und jeden übertragen muss.
Aber es bringt etwas Existenzielles aus der Adventserwartung zum Ausdruck (was selbstverständlich auch nicht jeder und jede für sich bejahen wird):
Es fehlt etwas, wenn das Jesuskind, wenn Gottes Liebe nicht in unserem Leben auftaucht. Das eigene Leben, der Alltag, die Erfüllung der tiefsten Sehnsucht ist leer und hohl, wenn Gott nicht seine Liebe hineingießen kann. 
Sein Frieden kommt im Kind von Betlehem.


1   So meine Übertragung von D. Day, The long loneliness. The Autobiography of Dorothy Day. New York 1997, 135f. Im Original klingt der Text so: "For a long time I had thought I could not bear a child, and the longing in my heart for a baby had been growing. My home, I felt, was not a home without one. The simple joys of the kitchen and garden and beach brought sadness with them because I felt myself unfruitful, barren. No matter how much one was loved or one loved, that love was lonely without a child. It was incomplete."