Dienstag, 19. Dezember 2017

KinderStück 19 – Nicht alleinlassen!

Peter Høegs Roman "Der Plan von der Abschaffung des Dunkels" handelt von traumatisierender Erziehung in staatlichen Bildungseinrichtungen. Unter dem Anspruch, niemanden zurückzulassen, werden auch stark verhaltensauffällige Kinder durch eine Schule gebracht, deren System für sie nicht gemacht ist und ihnen darum zum Alptraum wird.
In den späteren Reflexionen eines der Kinder fällt der paradigmatische Satz:

Nicht allein!
Archivregal in Dresden, 2017.
"Niemals kann man ein Kind verlassen, ohne sich selbst ins Verderben zu stürzen, niemals, das ist eine Regel, gegen die man selbst nichts ausrichten kann."1

Das kindliche Gefühl des Verlassenseins ist eine fundamentale Angst, die ein Leben schwer beschädigen kann. Natürlich werden Kinder auch anderweitig geschädigt (wie ich nicht zuletzt aus den Biographien der Straftäter im Gefängnis erfahren muss!), aber das Allein- und Verlassensein in seinen verschiedenen Ausprägungen widerspricht so grundlegend der menschlichen Ausrichtung auf ein Du hin, dass es heraussticht.
Alleinlassend und Alleingelassen wären wir verdorben.
Im Advent sind wir eingeladen, die Beziehung zum Gegenüber neu zu pflegen – zu Gott und zu unseren Mitmenschen. 



1   P. Høeg, Der Plan von der Abschaffung des Dunkels. Reinbek bei Hamburg 1998, 178.