Mittwoch, 14. Februar 2018

Maske abnehmen - Raum lassen - Liebeszeichen wagen. Anstöße zum Aschermittwoch

So oder ähnlich werde ich heute im Gefängnis sprechen:
Mit dem heutigen Aschermittwoch beginnt die 40tägige Vorbereitung auf Ostern. Viele Menschen in aller Welt gehen während dieser Zeit in sich und suchen Gott von neuem.
Ich möchte in drei Schritten Hinweise geben zu dem, was diese Zeit bedeuten kann.

Leere, Rose, Maske.
Berlin, 2018.
1. Maske abnehmen
Mit dem heutigen Tag ist der Karneval vorbei. Während dieser Ausnahmezeit haben es viele noch einmal richtig krachen lassen. Sie sind in Kostüme geschlüpft und haben eine gänzlich andere Seite von sich gezeigt, wo nicht alles so ernst genommen werden muss.
Für eine begrenzte Zeit ist das auch ganz angenehm. Aber sich dauerhaft hinter einer Maske zu verbergen und ständig vorzugeben, jemand anderes zu sein, das ist eine Flucht vor sich selbst.
Aschermittwoch kann dann verstanden werden als Aufforderung, die Masken abzunehmen, die ich mir manchmal vorbinde. Vor Gott darf ich einfach ich selbst sein. Ihm kann ich nichts vormachen. Ich muss nicht so tun, als wäre ich besser oder anders als ich tatsächlich bin. Jesus drückt es im Evangelium so aus, dass ich in der Zurückgezogenheit meiner Kammer ganz nah bei Gott bin und nichts mehr vorspielen muss (vgl. Mt 6,6).

Um den Mut zu finden, meine Maske abzunehmen, muss ich aber darauf vertrauen können, dass ich in meinem Innersten zutiefst liebenswert bin.
Und genau das sagt uns der christliche Glaube: Wenn ich all meine schönen Kulissen wegräume, meine angestrengten Verbiegungen sein und meinen Mummenschanz weglasse, dann kann ich bemerken, dass ich wertvoll bin.
Aber wenn ich meine Maske ablege, werde ich auch feststellen, wie viele Sachen ich falsch gemacht habe und wie viele Fehler in mir stecken, kurz: wie vergebungsbedürftig ich bin. Beides gehört zusammen: Liebenswert sein und Fehler haben.

Der Satz bei der Austeilung der Asche lautet: „Kehr um und glaube an das Evangelium“ und meint genau das: Wenn ich glaube, dass das Evangelium eine Frohe Botschaft für mich ist und vertraue, dass ich liebenswert bin, dann kann ich mir vergeben lassen und endlich aufhören, Masken zu tragen.
Ich bin dann ganz ich selbst, vor Gott und vor meinen Nächsten. Ohne Maske, ohne Verkleidung. Dazu lädt die Fastenzeit ein.

2. Gott Raum lassen
Die Fastenzeit ist eine Zeit des Verzichtens. Egal, auf was ich konkret verzichte, der Sinn dahinter ist immer, dass ich etwas weglasse, so dass Gott mehr Raum hat in meinem Leben. Dort, wo Dinge in mir zu viel Platz einnehmen und sich in den Vordergrund drängen, dort kann ich Raum schaffen für Gott.
Ich habe als Symbol dafür dieses leere Glas mitgebracht. Es ist offen für das, was ich hineinlege. Bereit gefüllt zu werden. In der Fastenzeit könnte das die Kontaktaufnahme mit Gott sein. Dafür muss dann anderes fortgelassen werden, das mich besetzt.

Das bedeutet: Ob ich nun auf Kaffee oder Zigaretten, auf Fernsehen oder Süßigkeiten, auf Fleisch oder sonst etwas verzichte, es geht immer darum, dass mehr Kontakt mit Gott möglich wird.
Aber es kann auch sein, dass der Raum einfach frei bleibt. Dass ich versuche, Gott zu finden, es mir aber nicht gelingt. Weil ich nicht weiß, wie zu beten, weil es in mir trocken und dunkel bleibt, weil ich Gott nicht spüre. Auch das muss nicht das Schlechteste sein. Ich halte einfach den Raum frei und Gott kann zu mir kommen, wenn ich wirklich bereit für ihn bin.

Auch das könnte eine immer wiederkehrende Aufgabe für die Fastenzeit sein.

3. Liebeszeichen wagen
In diesem Jahr fallen Aschermittwoch und Valentinstag zusammen. Eigentlich kein ganz schlechtes Zusammentreffen!
Denn genauso wie sich Liebespaare am Valentinstag ein Zeichen ihrer Liebe schenken, so können wir uns am Beginn der Fastenzeit überlegen, welches Liebeszeichen wir schenken wollen.

Und zwar können wir dies in zwei Richtungen denken: gegenüber Gott und gegenüber unseren Nächsten. Liebe gegenüber unseren Nächsten kann beispielsweise bedeuten, dass wir uns versöhnen lassen, wie es in der Lesung anklang (2Kor 5,20-6,2).
Streit auszuräumen und sich einander anzunähern sind Zeichen dafür, dass Liebe wachsen kann.
Jesus spricht in der Bergpredigt davon, dass auch Almosengeben (Mt 6,2-4) ein Akt der Liebe sein kann.

Gott gegenüber Liebe zu zeigen ist schon etwas schwieriger. Aber auch hier ist es etwas ganz einfaches: Wir können Gott unsere Zeit schenken. Wie eben schon gesagt ist das anstrengender, wenn jemand keine Erfahrung damit hat, wie Beten geht.
Aber auch dieses Aushalten, dass ich vor Gott nichts machen kann ist schon Gebet. Wenn ich ihm eine Zeit im Innersten meines Herzens schenken will, wird er es annehmen. Auch wenn ich vielleicht den Eindruck habe, dass nicht viel dabei herauskommt.

Eine gesegnete Fastenzeit!

Asche auf Gold.
Berlin, 2018.