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Samstag, 24. September 2016

Was braucht es denn noch alles, damit sich etwas ändert?

Das Evangelium des Sonntags (Lk 16,19-31) bietet eine Fülle von Themen: wo der arme Lazarus und der reiche Mann einander im Leben und im Tod gegenübergestellt werden, da wird Gottes Leidenschaft für die Armen und seine ausgleichende himmlische Gerechtigkeit angesprochen, bildhaft werden Vorstellungen von postmortalem Leben und Leiden illustriert, und die spannende Frage von einer eventuellen Verantwortung der Toten für die Lebenden taucht auf.

Von diesem letzten Punkt ausgehend möchte ich einem Gedanken nachgehen.
Der in Schmerzen leidende ehemalige Reiche bittet Abraham darum, seine Brüder zu warnen, dass es diesen nicht wie ihm ergehe. Doch Abraham erwidert ihm im letzten Satz des vorzulesenden Textes: "Wenn sie auf Mose und die Propheten nicht hören, werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn einer von den Toten aufersteht." (v31)

Mittwoch, 7. September 2016

Von der Haltung eines Seelsorgers – Gedanken im Anschluss an Emmanuel Carrère

In diesen Tagen beginne ich an einer neuen Stelle zu arbeiten – ich werde als Gefängnisseelsorger in Berlin tätig sein und überlege seit längerem, welche Haltung ich dabei einnehmen will.
Passenderweise lese ich zeitgleich "Das Reich Gottes" von Emmanuel Carrère, ein autobiographisch-romanhaft-essayistisches Hybrid-Buch, das von Glauben und Nichtglauben handelt, von religiösen Erfahrungen und Anfechtungen eines kritischen Intellektuellen und davon, was das mit dem Urchristentum zu tun hat.
Zu diesem faszinierenden und eingängig geschriebenen Buch vielleicht später einmal mehr.

Hier geht es mir nur um den Anfangsteil, in dem der Autor sehr beeindruckend die Begegnungen mit seinen (ich formuliere mal sehr weit) spirituellen Begleitern und Mentoren beschreibt. Es handelt sich um seine Patentante Jacqueline, zu der eine ganze Reihe von Menschen mit ihren Problemen kommen, und um deren zweites Patenkind Hervé, der wiederum zum Freund des Ich-Erzählers wird.

Samstag, 3. September 2016

Gerufen. Von Mutter Teresas Heiligkeit.

Alle Welt redet plötzlich davon, wie man in der katholischen Kirche heilig wird, wie sinnvoll das Heiligsprechungsverfahren von Mutter Teresa ist, ob sie ein Vorbild sein kann, was das mit ihrer langjährigen Erfahrung der Gottesferne zu tun hat – und so fort.

Drei Sätze von ihr selbst zu diesem Thema, Sätze, die auch von vielen anderen ChristInnen stammen könnten, weil sie eine allgemeine Überzeugung des Christentums aussagen, die aber in dieser Version eben von ihr sind:
"Wir alle sind berufen, Heilige zu werden. An diesem Ruf ist nichts außergewöhnliches. Wir alle sind als Abbilder Gottes geschaffen worden, um zu lieben und geliebt zu werden."1

Donnerstag, 25. August 2016

Islam ist Sex?!?! – Über "Unterwerfung" von Michel Houellebecq

"Wie die meisten anderen Menschen wahrscheinlich auch übersprang ich die Kapitel, in denen es um die religiösen Pflichten, die Säulen des Islam und das Fasten ging, um direkt zu Kapitel VII zu springen: 'Warum Polygamie?'"1

Eigentlich sagt dieser Satz alles, was die Blickrichtung und den Stil des vieldiskutierten letzten Romans von Michel Houellebecq angeht. Neben der (mehr oder weniger) subtil ironischen Haltung zu inhaltlichen religiösen Fragen geht es vorrangig um Sex. Dem französischen Klischee entsprechend kommt natürlich auch die Darstellung der Vorzüge alkoholischer Getränke und der französischen und arabischen Küche nicht zu kurz, aber was den Ich-Erzähler eigentlich bewegt, sind nicht metaphysische Fragen, sondern das Herausgelangen aus der Sinnlosigkeit seines einsamen Akademikerlebens in einer liberalen Mehrheitsgesellschaft unserer Tage hinein in die im Roman neu sich eröffnenden sexuellen Möglichkeiten des politisch dominierenden Islam.

Donnerstag, 18. August 2016

Ungewohnt neue Nachbarn. Ein Bilderreigen

Zur Sommerzeit mal wieder ein paar Bilder, die ungewohnte Kombinationen bieten.
Denn mit neuen Nachbarn ist es ja so eine Sache - einer mag sie, eine andere reagiert mit Abscheu. Und auch, wer nur von außen schaut, bildet sich eine Meinung.
Die Bilder schließen an meine Gedanken zur Integration an. Prost.

Freitag, 5. August 2016

Aus dem "Abschlussbericht des Kampfes zur Erreichung des Staatstitels 'Kollektiv der sozialistischen Arbeit'" von 1973

Das ist Sozialismus hautnah!
Aus familiärer Quelle ist mir dieser Tage ein eher unter Kuriosität zu verbuchender Papierstapel unter die Hände gekommen – nämlich ein auf 1973 datierter "Abschlussbericht des Kampfes zur Erreichung des Staatstitels 'Kollektiv der sozialistischen Arbeit'" aus einem großen Kombinat der DDR.
Da meine Kenntnisse dieser Zeit eher rudimentär sind, kann ich seine Bedeutung auch nur laienhaft einschätzen. Ein kurz zusammenfassender Versuch: es handelt sich um die Teilnahme zweier Gruppen des Werkes an einem Wettbewerb, im Verlauf dessen, basierend auf einer Selbstverpflichtung, eine Reihe fachlich-betrieblicher und politisch-agitatorischer, aber auch kultureller und sportlicher Verbesserungen geleistet werden sollen. 
Ich habe mich bei den folgenden Beispielen auf Politik, Sport und Kultur konzentriert und das Betriebliche außen vor gelassen.

Samstag, 30. Juli 2016

Alles im Ganzen und die Welt in Gott. Über die Weltmystik des Ignatius von Loyola

Der Festtag des heiligen Ignatius fällt in diesem Jahr auf einen Sonntag. So können die Feiernden auch aus den Texten des Sonntags sinnreiche Anregung für die Erinnerung an diesen großen Mann schöpfen.
In der Lesung aus dem Buch Kohelet (Koh 2,21-23) werden Sinnlosigkeit und Vergänglichkeit irdischer Freuden und Verdienste besungen, mithin eine Relativierung des Lebens auf Erden betrieben, die, der Logik der Leseordnung entsprechend, auch im Evangelium (Lk 12,13-21) wiederkehrt. 
Dort rügt Jesus eines Mannes Wunsch nach Schlichtung der Erbstreitigkeiten zu seinen Gunsten und erzählt zur Illustration die Geschichte eines Menschen, der viel Energie daran setzt, seinen Reichtum zu horten und zu sichern. Das aber erweist sich als völlig unnütz, wenn der Tod schneller kommt als erwartet, denn "der Sinn des Lebens besteht nicht darin, dass ein Mensch aufgrund seines großen Vermögens im Überfluss lebt." (v5)
Vielmehr gehe es darum, vor Gott reich zu sein.

Samstag, 16. Juli 2016

Spaltung vs. Abgrenzung. Eine Frage auch für Jesus

Panzer rollen auf den Straßen. Bewaffnete Uniformträger patrouillieren. In der Türkei standen sich heute Nacht putschende Militärs und erdogantreue Zivilisten im Ringen um die Vorherrschaft im Land gegenüber.
Unfassbar eigentlich in einem Staat, der die EU-Mitgliedschaft jedenfalls pro forma noch anstrebt. Und was Nachrichtensendungen immer wieder konstatieren, ist eine von Kurdenkrieg und Autoritarismus gespaltene Gesellschaft.
Eine solche Tendenz zur Spaltung zeigt sich unter verschiedenen Voraussetzungen dieser Tage ja allerorten: Österreich und seine Präsidentenwahl, Großbritannien und sein Brexit-Votum, die EU und ihre Flüchtlingspolitik, der Islamistische Terror gegen alle, die USA und ihre Rassenfrage, Polen und Ungarn und ihr nationalistischer Rollback, und nicht zuletzt Deutschland mit Pegida und AfD ...

Montag, 4. Juli 2016

Der Hass wandert aus, aber er bleibt. Aktuelle Gedankensplitter

Ich bin der Meinung, dass die Menschen sich durch die Jahrtausende ziemlich gleich geblieben sind. Es mag hier und da etwas mehr Reflektiertheit und breitere Bildung geben und sogar etwas mehr Zivilisiertheit, aber wenn die Zeiten prekär werden, bleibt sich im Grunde vieles gleich.

Was wir an Hass und Wut im Netz und (nach dem Verfassungsschutzbericht des letzten Jahres) auch in der nichtvirtuellen Realität vor allem an den politischen Rändern wahrnehmen können, war doch nie wirklich verschwunden. Vielleicht wurden Ressentiment und Verachtung Anderer von Wohlstand und Behaglichkeit leidlich zugedeckt, aber doch nicht einfach fort.

Dienstag, 21. Juni 2016

Degradierung Gottes zum Bettler

Das passiert mir nicht so oft: Ich hänge noch etwas an einer meiner eigenen Formulierungen fest. Denn auf die Frage, wer Jesus für mich ist, schrieb ich unter anderem, dass er ein "Bettler am Rande meines Alltags“ sei.

Und je länger ich dem nachhänge, desto mehr muss ich zugeben, dass es nicht selten genau so ist: Gott steht am Rande meines alltäglichen Lebens und ich lasse ihn dort stehen. Da steht er und bittet, dass ich ihm Zeit schenke, damit er an meinem Leben teilhaben kann. Ich aber erkenne seinen Anspruch nicht an – oder ignoriere ihn.

Dienstag, 7. Juni 2016

Mein Unglaube steht auf


... und verlässt den Raum. Immer mal wieder. Aber er kommt auch verlässlich wieder herein.

Jedenfalls der praktische, der alltägliche Unglaube.


Meine religiösen Überzeugungen und Vernunftgründe dagegen bleiben schön an ihrem Platz und gaukeln mir meine Religiosität vor. Ob sie sich den Raum teilen müssen mit meiner faktischen Gottlosigkeit schert sie meistens nicht. 

Sonntag, 29. Mai 2016

Jugendweihe als Gegenkirche - "Hier unten leuchten wir"

Nun also das absolute Gegenprogramm zum Katholikentag. Am Samstag habe ich in Thüringen einer Jugendweihefeier beigewohnt und konnte dem Kontrast durchaus einiges abgewinnen. Wobei es gar nicht nur ein Kontrast war, sondern in manchen Äußerlichkeiten durchaus nahe an den kirchlichen Feiern. 

Der Volksatheismus ist im Osten der Republik in manchen Gegenden so etabliert wie in anderen Gegenden die Großkirchen. Inzwischen kennen ein bis zwei Generationen nicht einmal mehr die Angebote der Kirchen aus eigenem Erleben und so kann die "Interessenvereinigung Jugendweihe e.V." in manchen Schulen um die 90% der Jugendlichen erreichen. Wer sich als Elternteil nicht von der Vergangenheit der Jugendweihe in der DDR abschrecken lässt, erlebt in den selbstbewusst gestalteten Feiern, die in Verantwortung des humanistischen Verbandes stattfinden, eine selbstverständlich auch auf die eigene über 150 jährige Tradition stolze Veranstaltung. 

Mittwoch, 25. Mai 2016

Protzposaune oder Kenosis? Fronleichnam zwischen den Fronten

Oft sind mir Menschen, die ihre Überzeugung und Meinung mit aller Macht laut in die Welt hinausposaunen, etwas unsympathisch. Ich möchte lieber nicht behelligt werden von den vielen Vorteilen veganer Ernährung oder den ungeheuerlichen Verbrechen, derer sich die Politiker oder Asylsuchenden wieder einmal schuldig gemacht haben. Wer eine Vorliebe und einen wie auch immer ausgeprägten säkularen Glauben hat, möge damit glücklich werden ohne mir seine Gedanken dazu in die Magengrube zu rammen.

Samstag, 21. Mai 2016

Nicht tragbare Botschaft? - 100. Katholikentag im Osten

"Noch vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen." (Joh 16,12)

Der Katholikentag in Leipzig naht geschwind. Einige Aufmerksamkeit ist ihm im Vorfeld ja deshalb zuteil geworden, als die Wahl für diesen 100. Jubiläums-Katholikentag auf eine Stadt im weitgehend entchristlichten Osten der Republik fiel.
Wenn ich vor diesem Hintergrund einen Blick auf das Evangelium des Dreifaltigkeitssonntags werfe, dann sticht mir der erste, oben zitierte Satz in die Augen – Jesu Botschaft ist größer als das, was in die Herzen der Menschen passt. Vielleicht bietet der Satz darum eine passende Einstimmung auf das Umfeld des großen Treffens am langen Fronleichnamswochenende.

Samstag, 14. Mai 2016

Pfingsten - Fest des Alltags und der Welt

Jede der göttlichen Personen hat eine bestimmte Form des Weltbezugs. Der Vater schuf und erhält alles, was nicht Gott ist, der Sohn kommt in die Welt und verkündet den Vater. Der Geist schließlich heiligt und vollendet die Welt – und im Heiligen Geist werden wir Menschen beteiligt an dieser Aufgabe.
Doch die Welt bleibt dabei Welt. Allerdings kann Gott schon mit der Schöpfung und viel mehr noch seit der Menschwerdung des Sohnes mitten in ihr gefunden werden.

Donnerstag, 5. Mai 2016

Einer geht voraus – Himmelfahrt aus Sicht der Wartenden

Einer geht voraus und verspricht, die anderen nachzuholen.
Ihre Sehnsucht nach einem ganz neuen Anfang treibt auch sie nun an.

Noch ungläubig staunend, dass es einer wirklich schaffen kann,
Fragen sie sich, ob auch ihnen solche Zukunft winken wird.
Auf die Rettung ausgerichtet ist von nun alles.

Denn der Eine, der Starke, er hat den engen Weg genommen
Und versprach, dass sie die Todeswasser nicht schmecken werden,
Dass er auch sie heimholt, sie, seine Familie, Geschwister und Kinder.

Samstag, 9. April 2016

Erste Gedanken zu Amoris Laetitia – Über Familie und Dreifaltigkeit

Wie viele andere medial aktive Menschen vesuche ich mir gerade eine erste Meinung zur päpstlichen Zusammenfassung der beiden Außerordentlichen Bischofssynoden zum Thema Familie zu erarbeiten. Da sowohl die Konservativen wie auch die Liberalen ihren zum Teil starken Enttäuschungen bereits mehr oder minder polemisch Luft gemacht haben, scheint es spannend, sich mit dem Text selbst auseinander zu setzen.

Ich lese also im Nachsynodalen Apostolischen Schreiben "Amoris Laetitia" und finde bisweilen pointierte Gedanken, die sich teilweise auch schon als Memes im Netz finden.
Vielleicht ist diese Weise des Herauspickens einzelner Sätze wirklich eine gute Möglichkeit der Annäherung, nämlich an mehr oder weniger exemplarischen Passagen eine individuelle Vertiefung zu wagen.

Donnerstag, 31. März 2016

Bloß kein neues Leben 2 – Wiedergeburt und Auferstehung im Vergleich

Ich habe den Eindruck, dass die Zeit vorbei ist, in der man sich im westlich geprägten Teil der Welt den naiven Wunsch nach Wiedergeburt im angeblich buddhistischen Sinne hegen konnte, weil man glaubte, dann könne man in einem weiteren Leben Dinge nachholen oder verbessern oder sonst etwas darausziehen. Außer in esoterischen Kreisen, wo man sich an frühere Leben erinnert, hat sich augenscheinlich die Erkenntnis durchgesetzt, dass das karmische Prinzip der Religionen des Ostens darauf beruht, den Kreislauf der Wiedergeburten zu verlassen und dass ins Nirvana / Moksha einzugehen eigentliches Ziel der religiösen Bemühungen ist.

Mittwoch, 30. März 2016

Bloß kein neues Leben – Gedanken zu "Das Mädchen mit dem Fingerhut"

Ostern spricht vom neuen Leben nach dem Tod. So verweisen auch die Taufen in der Osternacht auf das neue Leben in Christus: Taufe ist Auferstehung in ein neues Leben schon heute!

Aktuell wird das Motiv von neuem Leben und Auferstehen auch in dem Kurzroman "Das Mädchen mit dem Fingerhut" von Michael Köhlmeier literarisch entfaltet. Ich möchte hier einen christlichen Kommentar dazu eingeben.