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Donnerstag, 25. August 2016

Islam ist Sex?!?! – Über "Unterwerfung" von Michel Houellebecq

"Wie die meisten anderen Menschen wahrscheinlich auch übersprang ich die Kapitel, in denen es um die religiösen Pflichten, die Säulen des Islam und das Fasten ging, um direkt zu Kapitel VII zu springen: 'Warum Polygamie?'"1

Eigentlich sagt dieser Satz alles, was die Blickrichtung und den Stil des vieldiskutierten letzten Romans von Michel Houellebecq angeht. Neben der (mehr oder weniger) subtil ironischen Haltung zu inhaltlichen religiösen Fragen geht es vorrangig um Sex. Dem französischen Klischee entsprechend kommt natürlich auch die Darstellung der Vorzüge alkoholischer Getränke und der französischen und arabischen Küche nicht zu kurz, aber was den Ich-Erzähler eigentlich bewegt, sind nicht metaphysische Fragen, sondern das Herausgelangen aus der Sinnlosigkeit seines einsamen Akademikerlebens in einer liberalen Mehrheitsgesellschaft unserer Tage hinein in die im Roman neu sich eröffnenden sexuellen Möglichkeiten des politisch dominierenden Islam.

Donnerstag, 18. August 2016

Ungewohnt neue Nachbarn. Ein Bilderreigen

Zur Sommerzeit mal wieder ein paar Bilder, die ungewohnte Kombinationen bieten.
Denn mit neuen Nachbarn ist es ja so eine Sache - einer mag sie, eine andere reagiert mit Abscheu. Und auch, wer nur von außen schaut, bildet sich eine Meinung.
Die Bilder schließen an meine Gedanken zur Integration an. Prost.

Freitag, 12. August 2016

JosephsReligion 8 - Rasse oder Geist

Am 12. August 1955, also heute vor 61 Jahren, starb Thomas Mann in Zürich. Gegen den Ungeist des Nationalsozialismus hat er sich nicht nur in vielen privaten Briefen und öffentlichen Radioansprachen gewandt - sondern auch in seinem großen Josephsroman, der seit 1933 in vier Teilen erschien. 
Mann wollte darin einen biblisch inspirierten Gegenentwurf zum geistlosen Rassismus, der in jener Zeit in Deutschland wütete, bieten.
Selten genug wird der Roman diesbezüglich eindeutig - aber vor einer der heikelsten Szenen, nämlich der versuchten Verführung Josephs durch die Frau des Potiphar, geschildert im dritten Band "Joseph in Ägypten", der 1936 erschien, geschieht es.
Diese Stelle möchte ich an seinem Todestag kurz anführen. 

Montag, 8. August 2016

"Komm, wir gehen für unser Volk!" Das jüdisch-christliche Martyrium der Edith Stein

Der Gedanke vom Mit-Leiden mit Christus als dem Gekreuzigten prägte Edith Stein so sehr, dass sie als Ordensnamen Teresia Benedicta a Cruce wählte, also "Theresia, die vom Kreuz gesegnete". Darin drückte sich einerseits ihre Verehrung für Teresa von Avila aus, deren Autobiographie sie 1921 zum entscheidenden Schritt in den christlichen Glauben bewegte, andererseits bezieht sie sich mit diesem Namen auf Johannes vom Kreuz, dessen Werk sie in ihrer "Kreuzeswissenschaft" systematisch durchdeklinierte.

Schließlich aber wird ihr Name auch sprechend und ganz und gar praktisch durch ihr eigenes Sterben am 9. August 1942 in Auschwitz.
Doch klargestellt werden muss auch: Edith Stein, die Christin gewordene Jüdin, die Philosophin und Karmelitin, wird ermordet, weil sie Jüdin war, nicht weil man ihr Christsein bestrafen wollte. Insofern ist sie eines der vielen Opfer des Rassenantisemitismus der Nationalsozialisten, der auf das Bekenntnis nicht achtete, sondern nur auf die biologische Herkunft.

Donnerstag, 9. Juni 2016

Freier glauben! Von den theologischen Vorzügen der Säkularisierung

Es gibt einen Gemeinplatz zum Thema Säkularisierung, der öffentlich fast unwidersprochen ist: Er geht davon aus, dass eine weniger religiös geprägte Gesellschaft (wie die unsere) automatisch auch schlechtere Bedingungen für die religiöse Praxis bedeutet.
Und bisweilen mag das auch so sein, dann nämlich, wenn Religion immer mehr ins Private gedrängt wird und öffentlich geäußerte religiöse Meinungen in dieser oder jener Weise unterdrückt oder gar diffamiert werden.
Ich glaube aber, dass es im Gegensatz zu diesen tatsächlich vorkommenden Fällen im Grundsatz genau andersherum ist – und dass aus christlich-theologischer Perspektive die Vorteile des Lebens in einer säkularisierten Umgebung überwiegen.

Mittwoch, 1. Juni 2016

Grauzonen der Erlösung - "Noah" von Darren Aronofsky fragt nach Gottes Willen

Mein Fazit: trotz des bekannten Endes und viel Pathos ein spannender, mit seinen existenziellen theologischen und ethischen Fragen in die Tiefe gehender Film. Der Actionkrach rings um den Plot kann manchmal etwas ablenken, aber insgesamt eine sehr sehenswerte Adaption der biblischen Erzählung von der Rettung der Schöpfung in der Arche des Noah.

Donnerstag, 26. Mai 2016

Ich und Wir und all die Anderen - Katholikentagsimpressionen

Unbeabsichtigt hat sich in meine Erlebnisse beim Katholikentag in Leipzig ein Thema eingeschlichen: ich. Und wir. Und ER. Und schließlich alle.
Nicht nur, dass ich, mal mehr, mal weniger zufällig, viele alte Freunde, Bekannte und Weggefährten getroffen habe, die mich an meine verschiedenen Leben erinnerten und beim Weitergehen ermutigten.
Auch die Veranstaltungen, die ich besucht habe, gingen in diese Richtung. Einige Eindrücke. 

Freitag, 13. Mai 2016

Kernkompetenzen der Demokratie sind Gaben des Geistes

Neulich habe ich eine grandiose Kurzanalyse unserer Gesellschaft am Beispiel des Wissenschaftsbetriebes gelesen. Der Autor ist der Philosoph Michael Hampe von der ETH Zürich und er macht sich in der ZEIT (vom 04.05.) Gedanken über die Amoralität von Wissenschaftlern, deren genuine Aufgabe des "Wissensschaffens" er im Klima westlicher Konkurrenzgesellschaften nicht mehr ohne weiteres für möglich hält. Denn durch die Verallgemeinerung und Vulgarisierung der ökonomischen These von Adam Smith, wonach "das Streben nach partikularem Eigennutz und die sich daraus ergebende Konkurrenz auf Märkten den allgemeinen Wohlstand fördere", sieht er "einen narzisstischen Persönlichkeitstyp" mit einem "starken Willen zur Durchsetzung eigener Interessen" begünstigt.

Das wiederum behindere insbesondere wissenschaftliche Arbeit, weil für diese einige demokratische "Kernkompetenzen" nötig seien, die er anschließend benennt.

Sonntag, 8. Mai 2016

Eins sein in Liebe - Kriegsende und Muttertag in einem

Der naheliegendste Gedanke zum heutigen Evangelium am 8. Mai, dem Jahrestag des Kriegsendes, ist für mich die Verbindung der Bitte Jesu um die Einheit aller Menschen (Joh 17,21) mit der Einsicht der kriegführenden Parteien nach Ende des Krieges, dass es eine Instanz der Einheit braucht. So kam es einige Jahre später zur Gründung der Vereinten Nationen. Und auch die vorwiegend christlich motivierten Gründungsväter der Europäischen Union hatten die Einheit der Völker zum Ziel.
Doch der Krieg ist auch 70 Jahre nach 1945 nicht aus der Welt, mancherorts tobt er schlimm wie lange nicht. Und auch von Einheit der Völker keine Spur, nicht in der EU, nicht in den Vereinten Nationen, nirgends.

Sonntag, 24. April 2016

Treue gegenüber Koran und Grundgesetz – Gedanken über den Islam in Deutschland

Der Mann spricht mir aus dem Herzen!
Dass Kardinal Wölki sich in seinem heutigen "Wort des Bischofs" so eindeutig zur Religionsfreiheit geäußert, zur Gleichberechtigung der verschiedenen Religionen vor dem Recht bekannt und von den Diffamierungen der AfD distanziert hat, ist ihm hoch anzurechnen: "Wer 'Ja' zu Kirchtürmen sagt, der muss auch 'Ja' sagen zum Minarett."
Man muss den Islam noch nicht einmal mögen, um das zu sagen, man muss einfach nur dem Grundgesetz folgen.

Wenn man sich mit der durch die AfD nun einmal herbeigepöbelten Debatte ernsthafter und tiefer auseinandersetzen will, lohnt ein Blick in das 2009 erstmals erschienene wunderbare Buch "Wer ist wir"1 von Navid Kermani über "Deutschland und seine Muslime". Als in Deutschland geborener Sohn iranischer Einwanderer hat der Autor aus eigenem Erleben mit den Fragen von Identität, Fremdzuschreibungen und Minderheitenstatus zu tun – und reflektiert dies als gläubiger Muslim, Korankenner und Einheimischer in der deutschen Hochkultur.
Im genannten Buch benennt er eine Reihe heute hochaktueller Punkte, die ein sachlich-differenziertes Gegengewicht zu sonst oft zu hörenden Allgemeinplätzen bieten – und von denen ich einige aus genau diesem Grund hier referieren will.

Mittwoch, 20. April 2016

Wie geht Integration? - Eine Foto-Reflexion vom Tempelhofer Feld

Wenn nun alle Welt über die Integration von muslimischen Flüchtlingen in europäisch-westlich geprägte Gesellschaften spricht - und die AfD sich überdeutlich gegen den Islam stark macht, nehme ich dies zum Anlass für eine fotografische Reflexion anhand eines inzwischen überregional bekannten Ortes in Berlin.

Dem Tempelhofer Feld sieht man den Gang seiner Geschichte nur an einigen Stellen an: es war sowohl militärischer Paradeplatz als auch Flugplatz für die Rosinenbomber, es war Ort eines Konzentrationslagers und ist heute Freizeitpark - auf dem zugleich mehrere tausend Flüchtlinge in den ehemaligen Hangars wohnen. 

Das Feld ist sozusagen ein Querschnitt durch Deutschland.

Donnerstag, 31. März 2016

Bloß kein neues Leben 2 – Wiedergeburt und Auferstehung im Vergleich

Ich habe den Eindruck, dass die Zeit vorbei ist, in der man sich im westlich geprägten Teil der Welt den naiven Wunsch nach Wiedergeburt im angeblich buddhistischen Sinne hegen konnte, weil man glaubte, dann könne man in einem weiteren Leben Dinge nachholen oder verbessern oder sonst etwas darausziehen. Außer in esoterischen Kreisen, wo man sich an frühere Leben erinnert, hat sich augenscheinlich die Erkenntnis durchgesetzt, dass das karmische Prinzip der Religionen des Ostens darauf beruht, den Kreislauf der Wiedergeburten zu verlassen und dass ins Nirvana / Moksha einzugehen eigentliches Ziel der religiösen Bemühungen ist.

Donnerstag, 24. März 2016

Der Gekreuzigte 5 – Navid Kermani vor dem Kreuz

Die geplante Verleihung des Hessischen Kulturpreises an Vertreter der drei abahamitischen Religionen wurde 2009 zum Eklat, weil die christlichen Vertreter, darunter Karl Kardinal Lehmann, sich an einem Essay von Navid Kermani über eine Kreuzigungsdarstellung von Guido Reni störten.
Auf der Suche nach dem Text kann man im Internet auf den Seiten der Neuen Zürcher Zeitung fündig werden oder auch in der hochgelobten Essaysammlung "Ungläubiges Staunen. Über das Christentum".1 Kermani sucht sich darin – ganz im Sinne des Titels – auf den Spuren christlicher Kunstwerke, Riten und Zeugen seine Zugänge zu christlichen Glaubenswahrheiten.

Freitag, 11. März 2016

Der Gekreuzigte 4 – "The Dark Knight Rises" als Erlösungsspektakel

In Christopher Nolans Batman-Film von 2012 geht es um verschiedene Konzepte von Erlösung, die zu einem theologischen Kommentar herausfordern.
Und, wie sollte es auch anders sein, die zwei Hauptakteure mit ihren nahezu gleich klingenden Namen, der Bösewicht Bane und der Batman Wayne, präsentieren in ihren jeweiligen Masken diese unterschiedlichen Vorstellungen.

Freitag, 26. Februar 2016

Zeit für Frühling - Ein Gedicht von Avraham Ben Yitzhak

Der galizische Jude Avraham Ben Yitzhak scheint ein aufmerksamer Mensch gewesen zu sein; die Stimmung, die ihn umgab, und die Sprache, die ihn die Stimmung formulieren ließ, leuchten aus seinem Gedicht, das er 1912 in Przemyśl, an der heutigen Ostgrenze Polens zur Ukraine gelegen, schrieb.

Mittwoch, 17. Februar 2016

Der Gekreuzigte 1 – Jesu Tod und Judas' Glaube in "Judas" von Amos Oz

Eine im letzten Jahr immer wieder genannte Darstellung der Kreuzigung und des Gekreuzigten ist im Buch "Judas" von Amos Oz zu finden.
Die Haupthandlung erzählt von Schmuel, der eine Abhandlung über Judas und seine Rolle in jüdischen Schriften verfassen will und sich nach dem Verrat seiner großen Liebe im Haus eines alten Mannes als Konversationspartner verdingt. Dabei gerät er in das komplexe Beziehungsspiel zwischen der ebenfalls im Hause wohnenden Atalja, ihren verstorbenen Mann und den Alten. Vielschichtiges Fragen nach Treue und Verrat durchziehen dementsprechend den Roman.
Das kann in einschlägigen Rezensionen nachverfolgt werden.

An dieser Stelle soll es allein um den Gekreuzigten gehen und die Weise, wie er in den Gedanken von Schmuel und Judas dargestellt wird. Dazu ist wichtig zu wissen, dass Oz den Judas als entscheidenden Strippenzieher im Hintergrund gezeichnet hat:

Montag, 8. Februar 2016

Beschnitten – Eine Entdeckung zur Nacktheit

Vor kurzer Zeit habe ich in der Sauna einen beschnittenen Mann nackt gesehen, zum ersten Mal in meinem Leben.
Im Nachdenken darüber ist mir auf einmal schlagartig klar geworden, was für eine wahnsinnige und nicht mehr aufhebbare Bindung diese Art von religiöser Initiation erzeugt.
Wie sehr die Zugehörigkeit zur Religion in den eigenen Körper eingeschrieben ist, so dass eine mentale Distanzierung vielleicht möglich ist, aber durch den eigenen Körper immer wieder konterkariert wird. 
Ich bin allenfalls durch meine Kette mit Kreuz und meinen Ehering ansatzweise ausdeutbar, beides ist aber reversibel an meinen Körper und kann jederzeit abgenommen werden. Für einen beschnittenen Mann dagegen kann jedes Duschen und jede Erfahrung von Nacktheit eine Erfahrung oder wenigstens Bewusstwerdung der eigenen Religion sein.

Dienstag, 19. Januar 2016

JosephsReligion 6 – Alttestamentliche Trinitätstheologie und Theologie der Religionen

Es ist nun einmal so: Das Weihnachtsfest ist lange her und auch für Christen schon fast vergessen. Dabei wäre jetzt Zeit, die Konsequenz der Menschwerdung Gottes zu bedenken und deshalb die Entwicklung des göttlichen Wortes im jahrelangen Lebensweg Jesu vom krabbelnden Kind bis zur Mannesreife zu verfolgen.
Doch alles eilt schon weiter – während Er weiter unter uns gegenwärtig ist.
Als gegendrehende Bewegung zum Weitereilen hier ein paar Gedanken zum breiteren Kontext des Themas, wie das göttliche Wort in der Welt anwesend ist – je nach Wahl eher theologisch oder literarisch aufgetischt.

Donnerstag, 14. Januar 2016

"Ich will euch trösten" – Über die Jahreslosung 2016

2016 scheint ein Jahr zu werden, das Trost besonders nötig hat – sei es wegen terroristischer Gewaltakte, sei es wegen sexueller oder rassistischer Übergriffe.
Politischerseits braucht es gewiss mehr als Trost, aber gesellschaftlich und individuell scheint die Jahreslosung wie für den Beginn dieses Jahres 2016 ausgesucht:

"Gott spricht: Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet." (Jes 66,13)1