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Donnerstag, 21. April 2022

Achtsam für Wunden, nicht in sie verbohrt! Predigt zum Semesterstart

 Als ich vor ziemlich genau 20 Jahren in Lwiw in der Ukraine einen Freiwilligendienst gemacht habe, bekam ich eine Menge Wunden zu sehen. Denn meine Aufgabe war damals, ehemalige Häftlinge der deutschen Konzentrationslager zu besuchen.
Manchmal waren die Begegnungen eher belanglos, manchmal schwierig (vor allem wegen meiner anfangs sehr geringen Sprachkenntnisse), manchmal auch erfrischend. Aber an irgendeinem Punkt kam die Rede fast immer auf die Verwundungen in ihren Leben.
Nicht immer, das muss ich betonen, waren es die Erfahrungen aus den Konzentrationslagern, die am meisten obenauf lagen und als am schlimmsten erinnert wurden. Manchmal waren es Erfahrungen mit Schikanen in der Sowjetunion, manchmal der Verlust eines Familienmitglieds in der jüngsten Zeit, manchmal die Einsamkeit, die aus der Tatsache folgte, dass der Sohn oder die Tochter zum Arbeiten nach Westeuropa gegangen waren.

Sonntag, 11. April 2021

Gemeinschaft und Wunden – Von zwei Ankern des Glaubens am Weißen Sonntag

Ich erkenne im heutigen Evangelium (Joh 20,19-31) zwei Pole: Gemeinschaft und Wunden.

Man wagt es in der Kirchenkrise kaum zu schreiben, aber das Evangelium vom zweifelnden Thomas ist ein Evangelium von der Bedeutung der Glaubensgemeinschaft.

Der Glaube an den Auferstandenen fußt auf Gemeinschaft, Thomas aber war nicht bei den anderen Jüngern, als Jesus sich ihnen das erste Mal zeigte, darum konnte (und wollte) er nicht glauben. Die anderen Jünger schienen ihm keine glaubwürdigen Zeugen zu sein.

Samstag, 18. April 2020

Jesus empfiehlt Corona-Glauben

"Selig sind, die nicht sehen und doch glauben." (Joh 20,29)

So lautet das berühmte Diktum Jesu am Ende des Evangeliums vom "ungläubigen Thomas" (Joh 20,19-31), das eine Woche nach Ostern in den Kirchen gelesen wird.

Eine der traditionellen Deutungen dieses Wortes besagt, dass die Christen, die keinen Kontakt mehr mit dem leiblichen Jesus haben konnten, auf diese Weise gestärkt werden sollten. Denn ihr Glaube basiert nun mal nicht auf dem Sehen, sondern "nur" auf dem Zeugnis derer, die Jesus noch mit eigenen Augen sehen konnten.

Für die jetzige Zeit empfiehlt sich eine adaptierte Deutung:

Samstag, 27. April 2019

Evangelium der Wunden. Blicke auf Jesus, uns selbst und die Welt

Das Evangelium des Sonntags (Joh 20,19-31) handelt von Wunden. Und davon, dass die Wunden zu sehen sind. 

1. Gott mutet uns die Wunden der Welt zu
Die Geschichte vom Auferstandenen, der sich den Jüngern mit seinen Wunden präsentiert, passt damit leider nur zu gut in unsere Zeit.

Denn am Ostersonntag mussten wir die Bilder von den Anschlägen in Sri Lanka mit den vielen hundert Toten und Verletzten sehen. Während die Gläubigen in ihren Kirchen die Auferstehung Jesu feierten, wollten Andere sie schlimmstmöglich verletzen.

Freitag, 6. April 2018

Die Trauerarbeit des Apostels Thomas

Ich stelle mir den Apostel Thomas als einen Menschen vor, der gut zu trauern gelernt hat.

Denn den anderen Jüngern ließe sich ohne Weiteres unterstellen, sie hätten mit dem Verlust ihres Meisters nicht fertig werden können und befänden sie sich in den Tagen nach Ostern im Zustand des Nicht-wahrhaben-Wollens. So nennt die Psychotherapeutin Verena Kast die Phase des Trauerprozesses direkt im Anschluss an den Tod eines geliebten Menschen.1
Mit dem Tod Jesu, so könnte den Jüngern unterstellt werden, vermögen sie sich nicht abzufinden, weshalb sie Jesu erneute Gegenwart imaginierten.
Die Gestalt des Thomas widerspricht einer solchen Deutung der Auferstehungsbotschaft.

Samstag, 22. April 2017

Thomas will noch was – Überlegungen zu religiöser Erziehung und Erfahrung

Irgendwann blieb seine religiöse Erziehung stecken – als Kind und etwas darüber hinaus war Thomas zwar begeistert mit dabei, aber dann fehlte ihm eine entscheidende Erfahrung, die einige andere gemacht hatten.
Er wusste selber nicht, was das sein könnte. Er spürte eben keine besondere Nähe mehr zu Gott oder zu Jesus.
Verabschiedete sich innerlich. Und war draußen.
Das war plötzlich alles nichts mehr für ihn, er glaubte nicht, dass es noch irgendetwas bringen würde, mit den Anderen rumzuhängen, wenn sie jetzt vielleicht noch in irgendeine blöde Schwärmerei fielen.

Samstag, 2. April 2016

Zwischen Erfahrung und Vertrauen: Mit William James und Charles Taylor zum Apostel Thomas

Dem Apostel Thomas geht es im Evangelium nach dem Osterfest so wie uns – auch wir haben Jesus nicht selbst gesehen und müssen uns darauf verlassen, dass trotzdem wahr ist, was uns da erzählt wird über seine Auferstehung.
Und doch gibt es oftmals den Wunsch,religiöse Wahrheiten selber tief und existenziell zu erfahren. Religiöse Erfahrung als Bestätigung des Überlieferten, die Wirkung des göttlichen Geistes oder die Gnade Gottes spürbar erleben und sich nicht nur auf das trockene Wort verlassen müssen. 
Da spiegelt sich der Titel des Blogs – hartes Brot des Vertrauens und Glanz des eigenen Erlebens stehen neben- und manchmal auch gegeneinander.

Dabei ist gegen ursprüngliches religiöses Erleben nichts zu sagen – auch die Erstzeugen hatten schließlich ihre ganz persönlichen eigenen Erfahrungen, aus denen heraus sie dann erzählen und bezeugen konnten. Nur ist diese Erfahrung eben nicht jedermann gegeben.

Samstag, 18. April 2015

Zeugen der Auferstehung im Bild

Und noch einmal Bilder. Sie wollen die Begegnung mit dem jungen Mann in weißem Gewand (Mk 16,5) oder mit Jesus selbst (Joh 20,24ff) darstellen und wurden auch von Schülerinnen und Schülern gestellt und von mir bearbeitet (so wie hier und hier).
Das Sonntagsevangelium (Lk 24,35-48) schließt an das Emmausevangelium an und berichtet von einer weiteren Erscheinung des Auferstandenen. Am Ende bekommen die Anwesenden es noch einmal klipp und klar zugesagt: "Ihr seid Zeugen dafür." (v48)

Samstag, 11. April 2015

Die Wunden Gottes berühren - Tomáš Halík und der Apostel Thomas

Das heutige Evangelium (Joh 20,19-31) steht mit der Erzählung vom zweifelnden Thomas traditionell im Zeichen derer, die angesichts der Auferstehung Jesu nachhaken, die daran zweifeln oder gar nicht glauben können.
Aber der Evangelientext hat noch eine weitere Pointe, die der tschechische Priester, Professor und Psychologe Tomáš Halík in seinem Essayband "Berühre die Wunden" aufnimmt und erläutert.
Vor einigen Tagen sprach er auch bei einer Veranstaltung in der Katholischen Akademie Berlin und bot dort auch einige Thesen aus seinem Bestseller "Geduld mit Gott" dar, in dem er einige originelle Gedanken zu Atheismus und zweifelnde Distanz zu Gott referiert. Das Folgende schließt sich an diese Überlegungen an.