Die Unterschiede liegen natürlich klar
auf der Hand: es herrschen völlig andere politische Verhältnisse,
die Stellung der beteiligten Personen und auch die konkrete
Vorgeschichte unterscheiden sich deutlich. Doch die Art und Weise,
wie einige Personen im Roman „Augustus“ von John Williams
handeln, und wie heute Donald Trump vor und nach der Wahl auftritt,
weisen starke Parallelen auf.
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Freitag, 18. November 2016
Samstag, 12. November 2016
Keine Weltuntergangsstimmung, bitte! - Eine Predigt im Gefängnis
Es ist so viel passiert, worüber man schreiben könnte... Stattdessen sei hier nur auf zwei Fundstücke im Netz hingewiesen.
Angesichts des Todes von Leonard Cohen ist hier einer seiner schönsten Songs, ein imaginärer (Liebes)Brief an einen ehemaligen Nebenbuhler: "Famous blue raincoat".
Angesichts der Wahlen in den USA fand ich einen Text, der nicht Umfrageinstitute zerreißt, über Wählerverhalten aufklären will oder den Untergang der freien Welt wegen der Wahl eines solchen Egomanen an die Wand malt, sondern der kritisch-konstruktiv nach vorn schaut: "What do we tell the children?"
Und damit zu dem, was ich morgen so oder ähnlich im Gefängnis predigen werde:
Montag, 31. Oktober 2016
Reformationstag – Füreinander danken können
Zum Auftakt des Gedenkens an 500 Jahre
Reformation habe ich mir den Liturgieentwurf für den zentralen
ökumenischen Gottesdienst, der am 11. März 2017 in Hildesheim
stattfinden soll, etwas näher angeschaut.
Das gemeinsame Wort, in dem der
Liturgieentwurf enthalten ist, trägt den Namen "Erinnerung
heilen – Jesus Christus bezeugen".1
Das Thema des Gottesdienstes ist dementsprechend Buße, Versöhnung
und gemeinsames Zeugnis.
Samstag, 29. Oktober 2016
Heil heißt, sich lieben zu lassen - Die Verwandlung des Zachäus
...denn die Liebe verwandelt das Leben
und heilt es.
So einfach ließe sich der Grundgedanke
des Evangeliums von Zachäus (Lk 19,1-10) zusammenfassen, das an
diesem Sonntag im Gottesdienst gelesen wird. Jesus sagt darin: "Heute
ist diesem Haus das Heil geschenkt worden", (v9) nachdem er
sich selbst zu dem beobachtenden Zöllner einlud und dieser daraufhin
sein ganzes bisheriges Leben ändert.
Denn Zachäus erfährt sich trotz
seiner Ferne zu den anderen Menschen als von Jesus angenommen, als
dieser sich ihm zuwendet. In diesem grundlegenden Angenommensein
zeigt sich Gottes Liebe zu jedem Menschen.
Sonntag, 9. Oktober 2016
"Liturgie und Ritual im Wandel" – Drei Tagungseindrücke
In dieser Woche fand in Berlin eine
Tagung statt, die eine "zeitgemäße Feier unseres Glaubens"
in den Blick nehmen wollte. Dafür waren zwei wissenschaftliche
Referenten und eine Reihe ExpertInnen aus der Praxis geladen, die
einen Aufriss dessen gaben, was es an liturgischen Möglichkeiten und
Wägbarkeiten gibt, wenn wir unseren Glauben feiern.
Drei Gedankengänge sind mir besonders
hängen geblieben.
Dienstag, 20. September 2016
Unentschieden – Von den Gefahren der Sehnsucht zu Jan Twardowski
Natürlich hat irgendjemand gewonnen.
Irgendwie.
Und doch liegen die Ergebnisse von SPD,
CDU, Grünen, Linken und AfD nach der Berliner Wahl am Wochenende so
nah beisammen, dass ich den Eindruck bekomme, es sei eine Art
Unentschieden.
Sonntag, 11. September 2016
Schwarze Schafe sind keine Feinde!
Die Beispiele Jesu im heutigen
Evangelium (Lk 15,1-10) drehen sich um unterschiedliche Wertigkeiten
– die Verlorenen werden von ihm so hoch geschätzt, dass daneben
sogar das sicher Besessene verblasst.
Der Kontext dieser Aussagen ist ein
Streitgespräch mit Schriftgelehrten, die sich darüber aufregen,
dass Jesus mit Zöllnern und sonstigen Sündern abgibt. Der Prediger
verglich dieses Vorgehen Jesu im heutigen Gottesdienst am Rande
damit, dass es so wäre, wenn wir uns mit AfD-Leuten zusammen an den
Tisch setzen würden.
Donnerstag, 25. August 2016
Islam ist Sex?!?! – Über "Unterwerfung" von Michel Houellebecq
"Wie die meisten anderen
Menschen wahrscheinlich auch übersprang ich die Kapitel, in denen es
um die religiösen Pflichten, die Säulen des Islam und das Fasten
ging, um direkt zu Kapitel VII zu springen: 'Warum Polygamie?'"1
Eigentlich sagt dieser Satz alles, was
die Blickrichtung und den Stil des vieldiskutierten letzten Romans
von Michel Houellebecq angeht. Neben der (mehr oder weniger) subtil
ironischen Haltung zu inhaltlichen religiösen Fragen geht es
vorrangig um Sex. Dem französischen Klischee entsprechend kommt
natürlich auch die Darstellung der Vorzüge alkoholischer Getränke
und der französischen und arabischen Küche nicht zu kurz, aber was
den Ich-Erzähler eigentlich bewegt, sind nicht metaphysische Fragen,
sondern das Herausgelangen aus der Sinnlosigkeit seines einsamen
Akademikerlebens in einer liberalen Mehrheitsgesellschaft unserer
Tage hinein in die im Roman neu sich eröffnenden sexuellen
Möglichkeiten des politisch dominierenden Islam.
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Donnerstag, 18. August 2016
Ungewohnt neue Nachbarn. Ein Bilderreigen
Zur Sommerzeit mal wieder ein paar Bilder, die ungewohnte Kombinationen bieten.
Denn mit neuen Nachbarn ist es ja so eine Sache - einer mag sie, eine andere reagiert mit Abscheu. Und auch, wer nur von außen schaut, bildet sich eine Meinung.
Die Bilder schließen an meine Gedanken zur Integration an. Prost.
Denn mit neuen Nachbarn ist es ja so eine Sache - einer mag sie, eine andere reagiert mit Abscheu. Und auch, wer nur von außen schaut, bildet sich eine Meinung.
Die Bilder schließen an meine Gedanken zur Integration an. Prost.
Montag, 15. August 2016
Maria wirkt mit - Gnadentheologie aus der Wirtschaft zu Mariä Himmelfahrt
An erstaunlicher Stelle las ich vor einiger Zeit erhellende Gedanken zum Thema Geben und Empfangen - und damit indirekt auch von der Wirksamkeit der Gnade.
Der Wirtschaftsteil der "Zeit" nämlich berichtete von Superreichen, die das Großspenden neu für sich entdeckt haben. Da geht es um viele Millionen Euro, die seit neuestem auch von der Unternehmerin Susanne Klatten systematisch als Spende in die Gesellschaft "reinvestiert" werden. Ganz selbstverständlich wird in ökonomischen Kategorien gedacht und formuliert, denn das Geld soll natürlich nicht irgendwohin gelangen, sondern dorthin, wo es am nötigsten ist und am meisten erreichen kann - effektiv eingesetzt und nicht verschleudert.
Der Wirtschaftsteil der "Zeit" nämlich berichtete von Superreichen, die das Großspenden neu für sich entdeckt haben. Da geht es um viele Millionen Euro, die seit neuestem auch von der Unternehmerin Susanne Klatten systematisch als Spende in die Gesellschaft "reinvestiert" werden. Ganz selbstverständlich wird in ökonomischen Kategorien gedacht und formuliert, denn das Geld soll natürlich nicht irgendwohin gelangen, sondern dorthin, wo es am nötigsten ist und am meisten erreichen kann - effektiv eingesetzt und nicht verschleudert.
Freitag, 12. August 2016
JosephsReligion 8 - Rasse oder Geist
Am 12. August 1955, also heute vor 61 Jahren, starb Thomas Mann in Zürich. Gegen den Ungeist des Nationalsozialismus hat er sich nicht nur in vielen privaten Briefen und öffentlichen Radioansprachen gewandt - sondern auch in seinem großen Josephsroman, der seit 1933 in vier Teilen erschien.
Mann wollte darin einen biblisch inspirierten Gegenentwurf zum geistlosen Rassismus, der in jener Zeit in Deutschland wütete, bieten.
Selten genug wird der Roman diesbezüglich eindeutig - aber vor einer der heikelsten Szenen, nämlich der versuchten Verführung Josephs durch die Frau des Potiphar, geschildert im dritten Band "Joseph in Ägypten", der 1936 erschien, geschieht es.
Diese Stelle möchte ich an seinem Todestag kurz anführen.
Diese Stelle möchte ich an seinem Todestag kurz anführen.
Sonntag, 7. August 2016
"Bleib treu und geh." Über Polens katholische Kirche – Ein Nachtrag zum Weltjugendtag
Gerade bin ich aus Krakau zurückgekommen.
Der Weltjugendtag war bei unserer Ankunft zwar schon vorbei, aber die Atmosphäre der Stadt war durch noch umherziehende Pilgergruppen, Tanzgesänge des Neokatechumenats und vor allem die allgegenwärtige Beschilderung noch noch stark geprägt von diesem Ereignis.
Schon im letzten Jahr hatte ich einige
Reflexionen zur aktuellen innenpolitischen Rolle der Kirche
geschrieben, jetzt möchte ich noch einen weiteren kurzen Blick auf
die besondere Rolle der katholischen Kirche in Polen werfen.
Freitag, 5. August 2016
Aus dem "Abschlussbericht des Kampfes zur Erreichung des Staatstitels 'Kollektiv der sozialistischen Arbeit'" von 1973
Das ist Sozialismus hautnah!
Aus familiärer Quelle ist mir dieser
Tage ein eher unter Kuriosität zu verbuchender Papierstapel unter
die Hände gekommen – nämlich ein auf 1973 datierter
"Abschlussbericht des Kampfes zur Erreichung des Staatstitels
'Kollektiv der sozialistischen Arbeit'" aus einem großen
Kombinat der DDR.
Da meine Kenntnisse dieser Zeit eher
rudimentär sind, kann ich seine Bedeutung auch nur laienhaft
einschätzen. Ein kurz zusammenfassender Versuch: es handelt sich um
die Teilnahme zweier Gruppen des Werkes an einem Wettbewerb, im
Verlauf dessen, basierend auf einer Selbstverpflichtung, eine Reihe
fachlich-betrieblicher und politisch-agitatorischer, aber auch
kultureller und sportlicher Verbesserungen geleistet werden sollen.
Ich habe mich bei den folgenden Beispielen auf Politik, Sport und
Kultur konzentriert und das Betriebliche außen vor gelassen.
Mittwoch, 27. Juli 2016
"Das sind Dinge, die ich rette!" Andere Logiken in "Die Kindheit Jesu" von J.M. Coetzee
Eines der anregendsten und spannendsten
Bücher der letzten Jahre ist das!
Dank der Sprachkraft des Nobelpreisträgers J. M. Coetzee wird man bei der Lektüre in eine Geschichte voller Dramatik und existenzieller Fragestellungen gezogen, die das eigene Denken anregt und Erhellendes über Jesus und sein Selbstbewusstsein andeutet.
Dank der Sprachkraft des Nobelpreisträgers J. M. Coetzee wird man bei der Lektüre in eine Geschichte voller Dramatik und existenzieller Fragestellungen gezogen, die das eigene Denken anregt und Erhellendes über Jesus und sein Selbstbewusstsein andeutet.
Zugleich bleibt die Erzählform seltsam
nüchtern und gegenüber den eigenen Charakteren ambivalent.
Augenscheinlich liegt Coetzee daran, eine gewisse Distanz aufrecht zu
erhalten, wodurch das über die konkreten Begebenheiten
hinausführende Nachdenken angeregt wird.
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Montag, 4. Juli 2016
Der Hass wandert aus, aber er bleibt. Aktuelle Gedankensplitter
Ich bin der Meinung, dass die Menschen
sich durch die Jahrtausende ziemlich gleich geblieben sind. Es mag
hier und da etwas mehr Reflektiertheit und breitere Bildung geben und
sogar etwas mehr Zivilisiertheit, aber wenn die Zeiten prekär
werden, bleibt sich im Grunde vieles gleich.
Was wir an Hass und Wut im Netz und (nach dem Verfassungsschutzbericht des letzten Jahres) auch in der nichtvirtuellen Realität vor allem an den politischen Rändern wahrnehmen können, war doch nie wirklich verschwunden. Vielleicht wurden Ressentiment und Verachtung Anderer von Wohlstand und Behaglichkeit leidlich zugedeckt, aber doch nicht einfach fort.
Donnerstag, 30. Juni 2016
"Ich habe zu knien begonnen" – Ringen um den Glauben in "Gott braucht dich nicht"
Esther Maria Magnis erzählt ihre
persönliche Geschichte mit und ohne und wieder mit Gott – und
dabei wirft sie eine Unzahl philosophischer, existenzieller,
theologischer Fragen auf, die sie in souverän eigener und
eindringlicher Sprache präsentiert.
Kurz: ein Lesegenuss, der herausfordert
und der, trotz mancher kleinen Längen, eine äußerst
empfehlenswerte Lektüre für alle Glaubenden und mit Gott Ringenden
ist. Formal handelt es sich dabei um einen Hybriden: neben
essayistische Passagen treten Erinnerungen, neben Kommentaren zu
grundsätzlichen Fragen stehen poetische oder romanhafte Passagen.
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Freitag, 24. Juni 2016
"Bis ins Wurzelwerk" - Brexitlyrik
Nun ist es also geschehen.
Das britische Wahlvolk hat mit knapper
Mehrheit für den Austritt seines Landes aus der EU gestimmt. Der
Vertrag, der Europas Völker zusammenführen wollte, wurde
konterkariert und hat zu einer Abstimmung über Geld und Handel,
voller Selbstbehauptungsdrang und Misstrauen geführt.
Dabei gibt es wenig, was Menschen in
der abendländischen Geschichte mehr geprägt hat, als der Gedanke
vom Bund – sei es der Bund einzelner Menschen, der Bund zwischen
Völkern oder der Bund Gottes mit den Menschen.
Donnerstag, 23. Juni 2016
Axt und Schlangenbrut - Predigte Johannes der Täufer Gewalt im Namen Gottes?
In Tagen wie diesen, wo religiös
motivierte Gewalt und Hass auf Anderslebende an vielen Orten neu
aufbrechen, stelle ich mir die Frage, wie die Gestalt von Johannes
dem Täufer, dessen Geburtstag die Kirche heute begeht, dazu
positioniert ist.
Die Evangelien malen ihn als den
letzten Propheten der alten Zeit, mit dem schon die neue Zeit des
Messias anbricht. Wie so viele alttestamentliche Gottesmänner eifert er für den Gott Israels und predigt in drastischen Bildern die
innere Umkehr zu diesem Gott, deren äußeres Zeichen er mit seinen
Taufen anbietet.
Seine Urteile über seine Zeitgenossen
sind extrem: "Ihr Schlangenbrut, wer hat euch denn gelehrt,
dass ihr dem kommenden Gericht entrinnen könnt? ... Schon ist die
Axt an die Wurzel der Bäume gelegt; jeder Baum, der keine gute
Frucht hervorbringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen."
(Lk 3,7.9)
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Freitag, 17. Juni 2016
Selbstkritik als politische Tugend – Über Polen und Deutsche
Zurückblicken heißt immer auch,
Geschichte zu deuten – gerade in Polen und Deutschland jedoch kommt
es durch die verschiedenen Perspektiven auf die Geschichte regelmäßig
zu Konflikten. In diesem Jahr allerdings wird am 17. Juni besonders
an 25 Jahre freiwillige gute Nachbarschaft mit den Polen erinnert.
Was Deutsche, jedenfalls zu Teilen, in
ihr kollektives Gedächtnis aufgenommen haben, ist eine (auf anderen
Feldern bisweilen arg vernachlässigte) politische Tugend: die der
Selbstkritik.
Als historisch angewandter
Perspektivwechsel bezeichnet sie die Fähigkeit, sich auch mit den
Schattenseiten der eigenen Kultur auseinander zu setzen. So kann sie
bestenfalls Gewissen schärfen und Verantwortungsbereitschaft nähren.
Samstag, 11. Juni 2016
"Geliebt sein und noch nichts davon wissen" - Oder: Wo findet ein Mensch heute Vergebung?
Das Evangelium des Sonntags (Lk
7,26-8,3)
handelt vom Besuch Jesu bei einem Pharisäer und der Begegnung mit
einer "Sünderin", die Jesu Füße salbt und ein Gespräch
über Vergebung in Gang bringt. Damit berührt diese Geschichte
Fragen, die mich immer wieder beschäftigen: die Problematik von
Vergebungsbereitschaft und Vergebungsmöglichkeit, die ich, unter
anderen Vorzeichen als zur Zeit Jesu, gerade in unserer heutigen
säkularen Gesellschaft für äußerst gewichtig halte.
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