Der galizische Jude Avraham Ben Yitzhak
scheint ein aufmerksamer Mensch gewesen zu sein; die Stimmung, die
ihn umgab, und die Sprache, die ihn die Stimmung formulieren ließ,
leuchten aus seinem Gedicht, das er 1912 in Przemyśl, an der heutigen
Ostgrenze Polens zur Ukraine gelegen, schrieb.
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Freitag, 26. Februar 2016
Samstag, 30. Januar 2016
JosephsReligion 7 – Oden an die Nacht von Thomas Mann und Charles Péguy
Einem Herrn eine gute Nacht zu wünschen
will gelernt sein. Joseph tut es in Ägypten auf besonders angenehme
Weise mit philosophischem und theologischem Schwergewicht, wie Thomas Mann zu erzählen weiß:
"Siehe, der Tag ist ausgelebt,
er hat seine Augen zugetan, müd seiner selbst, und über alle Welt
kam die Stille. Horch, wie wundersam! Da ist ein Stampfen noch aus
dem Stall, und ein Hund gibt Laut, aber dann ist das Schweigen nur
desto tiefer; besänftigend dringt es dem Menschen auch in die Seele
ein, ihn schläfert's, und über Hof und Stadt, Fruchtland und Wüste
gehen die wachsamen Lampen Gottes auf.
Mittwoch, 23. Dezember 2015
Advent und Weihnacht berühren sich – Ein Gedicht von Andreas Knapp
Wir haben das Ziel des Advents fast
erreicht. Die Aufregung und Hektik, Verstimmung und Unruhe nimmt in
vielen Haushalten zu.
Auf den letzten Metern innehaltend
möchte ich zur Betrachtung eines fast-schon-weihnachtlichen Gedichts
von Andreas Knapp einladen, der es wagt, in der Spur des heiligen
Ignatius einen Blick aus der Perspektive des dreifaltigen Gottes auf
uns zu werfen.
Samstag, 19. Dezember 2015
"Leben und Wirklichkeit wie nie zuvor" - Dietrich Bonhoeffer schreibt im Advent
Am 19.12.1944 schrieb der seit gut
eineinhalb Jahren inhaftierte Dietrich Bonhoeffer aus den Kellern der
Prinz-Albrecht-Straße in Berlin (heute Gelände der "Topographie
des Terrors") an seine Verlobte Maria von Wedemeyer.
Der Brief vermittelt einen kleinen
Eindruck von der Lage und dem Denken des Theologen und Widerständlers
im Advent des letzten Kriegsjahres, der auch sein letzter Advent auf
Erden sein würde:
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Montag, 14. Dezember 2015
Lord have your way in me – Gotteinung nach Johannes vom Kreuz
Der geistliche Kern des
Weihnachtsfestes, auf das wir zugehen, ist nicht die Erinnerung an
ein vergangenes Ereignis. Der geistliche Kern ist die Gegenwart
Gottes durch Jesus Christus in unseren Herzen, so wie es Angelus
Silesius im "Cherubinischen Wandersmann" ausdrückt:
"Wird Christus tausendmal zu
Bethlehem geboren / Und nicht in dir, du bleibst noch ewiglich
verloren."1
Auch der Heilige des heutigen Tages,
Johannes vom Kreuz, hat sich in verschiedenster Weise mit der Nähe zu Gott befasst und vielen Menschen seiner Zeit Rat gegeben.
Mittwoch, 23. September 2015
Körperliche Liebe. Über "Kreuzabnahme", ein Gedicht von Jan Twardowski
Wie vor einiger Zeit hier
schon zu lesen war, beschäftigt mich gerade u.a. die
Frömmigkeit der Kreuzabnahme.
Ein von Volker Stelzmann nach einer
Vorlage von Hans Baldung Grien angefertigter Stich
weist hin auf die liebevolle Weitergabe des Leibes Christi, der in
der Kirche als "lebendiger Leib Christi" ebenso wie in der
Eucharistie als "sakramentaler Leib Christi" verehrt wird.
Die Innigkeit und Behutsamkeit der
Darstellung, die bei Stelzmann einer freundschaftlichen Umarmung
nahekommt, korrespondiert mit einem Gedicht von Jan Twardowski, das
ich neulich fand und hier vorstellen möchte.
Montag, 31. August 2015
Vertrauen lernen - Innenperspektiven eines Fliehenden bei Hilde Domin
Hilde Domin war Flüchtling, als
Flüchtlinge noch Emigranten oder Exilanten hießen. Über Italien
und Großbritannien führte der Weg dieser außergewöhnlich
sprachbegabten Frau aus jüdischem Hause im Jahr 1940 schließlich
nach Santo Domingo, wo sie zu ersten eigenen Texten fand. Aufbruch
und Abschied, Unterwegssein und Suche nach Heimat gehören zu ihren
Themen, auch in den "Liedern zur Ermutigung". Das zweite
Lied1
fängt viele Aspekte aus dem Leben eines Flüchtlings ein:
Freitag, 14. August 2015
Heimflucht - Mariä Himmelfahrt
Mittwoch, 24. Juni 2015
Wer kommt nach uns? - Johannes der Täufer, Hilde Domin und die Umweltethik
Das Geburtstagskind des Tages, Johannes
der Täufer, hat sein Leben als Vorläufer Jesu gelebt.
In diesem Vorläufer-Sinne kann er ein
gutes Vorbild sein, um Bescheidenheit zu lernen. Denn Johannes wusste
sich als Glied einer Kette, in der er eine wichtige, aber letztlich
nur vorletzte, hinweisende Funktion hatte: er stand in der Tradition
der zornigen alttestamentlichen Propheten – und zugleich war er
ganz ausgerichtet auf den, der nach ihm kommen sollte.
Samstag, 23. Mai 2015
Wie zeigt sich der Geist? - Ein Bilderreigen zur Pfingstsequenz
Graffito, Rixdorf, Berlin, 2015. |
Wenn es um Pfingsten und den Heiligen Geist geht, dann denken viele Gläubige Menschen an Tauben und Feuerflammen, die immer noch beliebtesten typisch biblischen Bilder für den göttlichen Tröster, Lehrer, Beistand, Gabenschenker.
Ich tue mich mit dieser klassischen Bebilderung ehrlich gesagt etwas schwer, auch wenn ich sie im Unterricht teilweise selbst benutze. Finden wir denn keine aussagereicheren Bilder für Gottes Geist als eine nichtssagend friedlich kotende Taube wie links? Dazu kommt: müssen wir IHN überhaupt darstellen?
Samstag, 21. Februar 2015
"Gott gottungleich" bei Jan Twardowski - Über Distanzlosigkeit
Die beginnende Fasten-
oder Passionszeit stellt Jesu leidende Menschlichkeit in den
Mittelpunkt des liturgischen Gedenkens. Als ganz auf der Seite der
Menschen Stehender nimmt er jede Distanz zwischen Gott und
seinen Geschöpfen fort.
Aber kommt Gott so auch heute noch an? Macht die Distanzlosigkeit Gottes ihn in Jesus nicht verletzbar, zum Beispiel durch religiöse Satire und
ihre ganz anders geartete Distanzlosigkeit?
Mittwoch, 18. Februar 2015
Sich selbst fasten - Über ein Gedicht von Andreas Knapp
Sich selbst fasten - so ließe sich das
Gedicht auch überschreiben, das Andreas Knapp mit "Fasten"1
betitelt. Dabei geht es wiederum nicht in erster Linie um Fasten als Spaßbremse
oder vornehmlich darum, die Fastenzeit als "Sieben Wochen ohne"
irgendetwas zu leben, sondern um eine Neufokussierung.
Das Thema des Gedichtes und der
Fastenzeit lautet damit: Weg von der eigenen einsamen Enge hinein in
die Weite Gottes! Mit Jesus von der Selbstbezogenheit zur Freigiebigkeit!
Montag, 12. Januar 2015
Sonnenfinsternis oder Universalismus? Was der Gewalt folgt
Der erste Schock nach den
grausigen Taten der islamistischen Terroristen in Frankreich ist
gerade vorbei. Sicherheitsmaßnahmen und öffentliche Trauer
bestimmen das mediale Bild. Zugleich versuchen der Front National und
die deutschen Pegidisten, die Angst auf ihre islamophoben Mühlen zu
leiten, während andere dem interreligiösen Dialog und sozialer
Einhegung das Wort reden.
Doch was folgt aus diesem
Exzess der Gewalt, wenn man von politischen Reden, polizeilichen
Vorsichtsmaßnahmen und religionsdialogischen Absichten absieht?
Einige unspezifische Gedanken.
Dienstag, 30. Dezember 2014
Weihnachten beginnt das Christsein neu
An Weihnachten geht der Blick auf den
Anfang, besser gesagt auf den Neueinsatz der Geschichte Gottes mit
seinem Volk.
Wer sich die seither stattgehabte
Geschichte des Christentums anschaut, kann, wie Karlheinz Deschner
eine Kriminalgeschichte darin erkennen. Auch eine "von oben"
bestätigte Heilsgeschichtsschreibung ist, je nach
Argumentationsgang, möglich. Möglicherweise beides.
Mittwoch, 24. Dezember 2014
Weihnachten: Gott-Vater-Sohn umarmt die Welt
Zu Weihnachten tritt der
welterschaffende Gott endgültig hinter den Kulissen der Schöpfung
hervor. Doch nicht als oberster Dramaturg erscheint er, sondern als
Kind. Gott wird nicht nur ein Mensch, er wird ein kleiner
Mensch, ein Kind, auf das wir herunterschauen.
Montag, 22. Dezember 2014
Weihnachtsgraffiti-Contest
Alle Jahre wieder kann man allerorten
auf das Hohe Fest einstimmende Texte finden,
manchmal in Form von Forderungen, manchmal als Statement oder
lyrische Kurzmeditation, gelegentlich als paradox formulierter Koan.
Sonntag, 14. Dezember 2014
Freu Dich, Du bist nicht der Messias
Samstag, 22. November 2014
Eine Heimat namens Liebe
Das klingt kitschig.
Möglicherweise aber formuliert es sich so am
leichtesten mitten in einem Leben der Heimatlosigkeit, wie es Mascha
Kaléko zu führen hatte, auf die diese Wortzusammenstellung zurück
geht. Ihr Leben - eine Odyssee: von Galizien über Berlin in die USA
und nach Israel, oft getrieben und innerlich verwundet, ausgefüllt
mit großem Sehnen und dem Wunsch nach Geborgenheit.
Donnerstag, 13. November 2014
"Beeilen wir uns" - Ein Gedicht von Jan Twardowski
Es ist das bekannteste Gedicht von Jan
Twardowski, und jetzt, da ich endlich eine zweisprachige Ausgabe1
seiner Gedichte im Hause habe, möchte ich ein paar Worte dazu
schreiben.
"Śpieszmy się" heißt es im Original und mit der Selbstaufforderung, sich nur ja
zu beeilen, deutet sich schon an, worum es dem polnischen
Priesterdichter geht, hier wie auch sonst: um eine individuelle
Haltung, die ein "magis", ein "mehr" sucht und
dabei natürlich Allgemeinheit, Gesellschaft sucht.
Freitag, 7. November 2014
Ein stilles Gebet für mein Kind
Die folgenden Zeilen stammen von Mascha Kaléko und sind aus dem Februar 1938, als ihr Sohn Evjatar
eineinhalb Jahre alt war.
Kaléko war damals für ihre melancholisch-heitere
Lyrik in Berlin einigermaßen bekannt, konnte aber als
"Ostjüdin" in Deutschland nicht mehr veröffentlichen,
deshalb verließ sie mit ihrem Mann bald nach der Niederschrift das
nationalsozialistische Deutschland und emigrierte in die USA.
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