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Donnerstag, 23. Dezember 2021

Erlöst er uns? Maria kurz vor der Niederkunft

„Jetzt wird’s langsam wirklich eng. Ich habe das Gefühl, mein Bauch könnte jeden Moment platzen.

Immerhin haben wir es schon nach Jerusalem geschafft.
Aber diese Stadt ist echt anstrengend – zum Glück müssen wir nicht hier zur Zählung aufs Amt.
Allein die hohen Häuser sind ja eine Zumutung! Und dann die Leute! Ohne Rücksicht rennen die hier durch und rempeln sich durch den Tag!

Mittwoch, 15. Dezember 2021

Über die Grenzen. Maria und Josef auf dem Weg

 „Ja, jetzt versuche ich es doch noch mal.
Die letzten Tage waren wirklich furchtbar anstrengend, weißt du, da ging irgendwann gar nichts mehr. Wir mussten ein paar Tage Pause einlegen und machen jetzt ganz langsam.

Es war so: Der Übergang von Galiläa nach Samarien ist ja meistens kein Problem, aber jetzt sind plötzlich so viele Leute unterwegs, dass wir immerzu warten mussten und gar nicht vorankamen – und dann noch in irgendwelche Kontrollen der Römer geraten sind.

Samstag, 4. Dezember 2021

Alles im Fluss. Maria und Josef unterwegs

„Jetzt geht es mir schon viel besser. Ich habe meinen Laufrhythmus gefunden und bin richtig gut in Gang gekommen.

Der Aufbruch ist meistens das Schwerste, ich gebe es ja zu. Mich aufraffen und losgehen – noch dazu in so einer Situation – das kostet mich eine unheimliche Energie. In dieser Krisenzeit ist alles in mir so matt und fühlt sich so anstrengend an. Schon das Aufstehen zehrt an meinen Kräften.
Aber jetzt habe ich meinen toten Punkt überwunden – und siehe da, es ist gar nicht so schlimm!

Donnerstag, 1. April 2021

Poetische Fastenspeise 5 – "Judaskuß" von Josef Weinheber

Gründonnerstag ist nicht nur der Tag von Abendmahl und Fußwaschung, sondern auch der Tag des Judas und seines Verrats.

Die Gestalt bleibt in den biblischen Texten dunkel und mehrdeutig – keine Vorgeschichte, blass gezeichnet, ohne plausibles Motiv für den Verrat (Geldgier als das einzig bekannte Motiv, das in den Evangelien angeben ist, scheint nun doch arg eindimensional). Auch darum kam es zu einer Vielzahl von gegensätzlichen Deutungen des Judas – vom missverstandenen Freund über den gierigen Verwalter der Gruppenkasse bis hin zum eigentlich besten Anhänger, der Jesu großen Auftritt provozieren wollte – es bleibt unklar.

Bei Josef Weinheber (1892-1945)1 schlüpft das lyrische Ich in die Person des Jüngers und reflektiert das Zustandekommen des Verrats auf eigene Weise:

Freitag, 26. März 2021

Poetische Fastenspeise 4 – "Ich will dir mein Herze schenken" aus der Matthäuspassion

In der Fastenzeit begleitet mich seit vielen Jahren die Bachsche Matthäuspassion; vor allem mit ihren Arien und Chören gehe ich durch viele Tage.

Nun kann die musikalische Kraft nicht von den Worten eingefangen werden. Doch der Text gehört ja immer mit dazu. In diesem Fall ist der Text das Ergebnis der Zusammenarbeit von Johann Sebastian Bach mit Christian Friedrich Henrici (auch unter dem Pseudonym Picander tätig).

Viele der Texte atmen so sehr die Frömmigkeit und Theologie ihrer Zeit, dass sie für mich nur in gesungener Form erträglich sind (dann aber um so mehr). Andere aber sind nah am Kern meiner Spiritualität dran und wieder andere scheinen mir nahezu zeitlos zu sein.

Donnerstag, 11. März 2021

Poetische Fastenspeise 3 – "Ohne" von Tadeusz Różewicz

Nun wäre es Zeit für eine weitere Fastenspeise – dachte ich und suchte so vor mich hin. Nachdem schon der Frauentag in meinem Bücherschrank keine lyrische Fundgrube war und ich noch viele andere Dinge um die Ohren habe, war ich zunächst nicht sehr optimistisch.

Aber da!

Im neu erworbenen Auswahlband von Tadeusz Różewicz mit dem Titel "Zweite ernste Verwarnung"1 wurde ich fast erschlagen von der existenziellen Kraft des folgenden Gedichts.

Es spiegelt in Anlehnung an viele biblische Worte die Last und die Pein, die Größe und Bedeutung, aber auch die Belanglosigkeit und die Nebensächlichkeit der Gottesfrage für uns heute Lebende. Für mich ist es auch ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Alltagsatheismus, der sogar Menschen erfassen kann, die sich als gläubig ansehen.

Mich hat dieses Gedicht jedenfalls gerade so erfasst, dass ich es euch einfach zur Meditation überlasse und im Anschluss nichts mehr kommentiere oder interpretiere.

Samstag, 27. Februar 2021

Poetische Fastenspeise 2 – "Tabor" von Andreas Knapp

Zum Sonntagsevangelium (Mk 9,2-10), das von der Verklärung Jesu auf dem Berg Tabor erzählt, hat Andreas Knapp in dem Band "Weiter als der Horizont" ein Gedicht vorgelegt,1 das nur wenige Worte braucht, um dieses Highlight zu skizzieren:

 

Mittwoch, 24. Februar 2021

Poetische Fastenspeise 1 – "Ich mache meinen Frieden" von Gerhard Gundermann

Ich weiß nicht viel von diesem Mann. Eigentlich habe ich nur den Film "Gundermann" (2018) angesehen und das zerrissene Schicksal dieses Mannes hat mich fasziniert.

Beim genaueren Hören auf seine Texte fiel mir dieser hier besonders auf.

Er scheint mir eine sehr fastenzeitliche Botschaft zu haben:

Samstag, 16. Januar 2021

Großzügigkeit zulassen. Ein Radiowort

In dieser Woche wird täglich ein kurzes Wort für den Tag auf rbb Antenne Brandenburg (9:10 Uhr), rbb Kultur (6:45 Uhr) und rbb 88.8 (5:55 Uhr) von mir gesendet.
Hier der Text des letzten Wortes:

Freitag, 15. Januar 2021

Vergeblich großzügig. Ein Radiowort

In dieser Woche wird täglich ein kurzes Wort für den Tag auf rbb Antenne Brandenburg (9:10 Uhr), rbb Kultur (6:45 Uhr) und rbb 88.8 (5:55 Uhr) von mir gesendet. Hier der Text des heutigen Wortes:

Mittwoch, 13. Januar 2021

Großzügige Schöpfung. Ein Radiowort

In dieser Woche wird täglich ein kurzes Wort für den Tag auf rbb Antenne Brandenburg (9:10 Uhr), rbb Kultur (6:45 Uhr) und rbb 88.8 (5:55 Uhr) von mir gesendet. Hier der Text des heutigen Wortes:

Dienstag, 12. Januar 2021

Großzügig verzichten. Ein Radiowort

In dieser Woche wird täglich ein kurzes Wort für den Tag auf rbb Antenne Brandenburg (9:10 Uhr), rbb Kultur (6:45 Uhr) und rbb 88.8 (5:55 Uhr) von mir gesendet. Hier der Text des heutigen Wortes:

Montag, 11. Januar 2021

Großzügig schenken. Ein Radiowort

In dieser Woche wird täglich ein kurzes Wort für den Tag auf rbb Antenne Brandenburg (9:10 Uhr), rbb Kultur (6:45 Uhr) und rbb 88.8 (5:55 Uhr) von mir gesendet. Hier der Text des heutigen Wortes:

Donnerstag, 24. Dezember 2020

Heilszeit 24 – Name in "Die Stille" von Don DeLillo

Während des Super-Bowl-Sonntags sitzen Max und seine Frau Diane mit ihrem ehemaligen Studenten Martin zusammen, um das Spiel zu schauen – als der Strom ausfällt.
Jeder reagiert anders auf die Lage. Während Max trinkt und auf den stummen Fernseher starrt, zitiert Martin aus Einsteins Werken. Dann entspinnt sich ein Gespräch zwischen ihm und Diane.

Mittwoch, 23. Dezember 2020

Dienstag, 22. Dezember 2020

Heilszeit 22 – Nett in "Fuchs 8" von George Saunders

Die kurze Erzählung eines Fuchses, der (mehr oder weniger gut) die menschliche Sprache gelernt hat und nun einen Brief an die Menschen schreibt. Sein Fazit ist zwar wenig originell, aber, wie sich auch in Krisenzeiten immer wieder zeigt, trotzdem äußerst nötig:

Montag, 21. Dezember 2020

Heilszeit 21 – Prozess in "I put a spell on you" von John Burnside

Das Buch über "Liebe und Magie", wie es mit deutschem Untertitel heißt, ist eine große Selbstbefragung und Reflexion über verschiedenste menschliche Fragen.
So allgemein ist das Themenfeld dieses anstrengenden Buches tatsächlich.
In einem Halbsatz über die Trauer gab es auch etwas zum Thema Heilung:

Sonntag, 20. Dezember 2020

Heilszeit 20 – Sex in "Das lügenhafte Leben der Erwachsenen" von Elena Ferrante

In diesem tollen Buch geht es um Brüche, Verletzungen und Leid. Ich habe lange gesucht, bis ich in der Geschichte der heranwachsenden Giovanna einen passenden Abschnitt gefunden habe, der nicht nur Unheiles in den Blick nimmt.
Im Hintergrund der folgenden Zeilen steht die von Giovannas Eltern seit langem verstoßene Schwester des Vaters, Vittoria, zu der sich Giovanna hingezogen fühlt.

Sie lebt ganz im pubertären Zwiespalt: gefallen wollen – eigensinnig sein wollen; Suche nach ersten sexuellen Erfahrungen – Furcht vor Verletzung; Sehnsucht nach Freiheit – Schranken der Erwachsenen. Vittoria rückt Giovannas BH zurecht und sagt:

Samstag, 19. Dezember 2020

Heilszeit 19 – Echt in "Herkunft" von Saša Stanišić

Dieser Textabschnitt hat mich auf das Thema dieses Adventskalenders gebracht.

Saša Stanišić schreibt autobiographisch erzählend von sich und von seinen Ursprüngen, vom Weggehen, vom Ankommen, vom Zurückkehren und immer wieder auch von der Familie.

Donnerstag, 17. Dezember 2020

Heilszeit 17 – Fieber in "Die Dame mit der bemalten Hand" von Christine Wunnicke

Auf der Insel Elephanta treffen sich im Jahre 1764 ein Perser und ein Deutscher, Es handelt sich um den Astronomen "Meister" Musa und den Forscher Carsten Niebuhr, der von Musa als "Kapitän" identifiziert wird.
Allerdings ist es am Anfang keine wirkliche Begegnung, denn Niebuhr fiebert lang und heftig.