Mittwoch, 7. Oktober 2015

Soldatenfamilienerntedankwochenendgestaltung

Der Blog hat zur Zeit das Nachsehen, denn ich bin zu Genüge mit einer Reihe anderer Dinge beschäftigt. Neben dem Kinde, der täglichen Erwerbsarbeit und vielen kleinen und großen Nichtigkeiten gestalte ich von Zeit zu Zeit auch das Programm von Familienveranstaltungen der Militärseelsorge. Am letzten Wochenende war dies ein Familienwochenende zum Thema "Erntedank". Ein paar meiner Gedanken zum Erntedank in der Familie passen vielleicht auch hierher, zumal passenderweise ja auch die Bischofssynode zum Thema Familie in Rom begann.

Mittwoch, 23. September 2015

Körperliche Liebe. Über "Kreuzabnahme", ein Gedicht von Jan Twardowski

Wie vor einiger Zeit hier schon zu lesen war, beschäftigt mich gerade u.a. die Frömmigkeit der Kreuzabnahme.
Ein von Volker Stelzmann nach einer Vorlage von Hans Baldung Grien angefertigter Stich weist hin auf die liebevolle Weitergabe des Leibes Christi, der in der Kirche als "lebendiger Leib Christi" ebenso wie in der Eucharistie als "sakramentaler Leib Christi" verehrt wird.

Die Innigkeit und Behutsamkeit der Darstellung, die bei Stelzmann einer freundschaftlichen Umarmung nahekommt, korrespondiert mit einem Gedicht von Jan Twardowski, das ich neulich fand und hier vorstellen möchte.

Samstag, 19. September 2015

Nicht mein Vorwärtskommen, sondern Gottes Ankommen bei mir

1
Jesus spricht im Evangelium des Sonntags (Mk 9,30-37) zunächst von Leid und Tod und Rettung. Dass "der Menschensohn" an die "Menschen" ausgeliefert wird, ist aber für die Jünger zu weit weg, sie sind emotional nicht angesprochen von dieser Aussage.
Denn sie hatten bei diesen Worten im Hinterkopf sicher die Vorstellung der endzeitlichen Gestalt eines "Menschensohnes" aus dem Himmel, der eine "ewige, unvergängliche Herrschaft" (Dan 7,14) antritt. Diese Verknüpfung wird nun durch die Worte Jesu auf den Kopf gestellt, wenn gerade jener von Gott kommende Herrscher in Menschengestalt nun an Menschen ausgeliefert werden soll.
Augenscheinlich können sie weder "Leid" und "Menschensohn" noch den "Menschensohn" und sich selbst in eine sinnvolle Beziehung zueinander bringen. Dabei hatte sie Jesus extra mitgenommen, um ihnen gerade diese wichtige Sache zu sagen.

Mittwoch, 9. September 2015

Heim-Suche in "Heimsuchung" von Jenny Erpenbeck

Die Sehnsucht nach Heimat, die Suche nach einer Stelle, an der sich ein Leben bauen lässt, der Wunsch nach dem Ort für ein Heim treibt Menschen seit Jahrtausenden zur Sesshaftigkeit. Oder aber zur Flucht fort von den Orten, wo das nicht möglich ist, dorthin, wo ein solcher Ort ist.

In Jenny Erpenbecks "Heimsuchung" hat sich ein solches Stück Erde gefunden. Allerdings hieße der Roman nicht "Heimsuchung", wenn es nicht im wörtlichsten Sinne gerade um die mehrdimensionale Suche nach Heimat ginge – und natürlich darum, dass die Heimsuchenden dort auch von den peinigenden Ereignissen der jeweiligen Epochen heimgesucht werden.

Freitag, 4. September 2015

Apokalyptische Anwandlungen

Die heutige 20-Uhr-Tagesschau sendete vierzehneinhalb Minuten zum Thema Flüchtlinge aus allen möglichen Perspektiven. Darüber hinaus nennenswert war in diesen Nachrichten eigentlich nur der Festakt zum 100. Geburtstag von Franz Josef Strauß.
Beides zusammen könnte, wenn es nicht so tragisch wäre, Anlass genug für ironische Heiterkeit sein.

Aber ich kann nicht ruhig bleiben, wenn ich dieser Tage die Nachrichten verfolge. Denn die Nachrichten verfolgen mich und ich kann erst recht nicht ruhig bleiben. 

Montag, 31. August 2015

Vertrauen lernen - Innenperspektiven eines Fliehenden bei Hilde Domin


Hilde Domin war Flüchtling, als Flüchtlinge noch Emigranten oder Exilanten hießen. Über Italien und Großbritannien führte der Weg dieser außergewöhnlich sprachbegabten Frau aus jüdischem Hause im Jahr 1940 schließlich nach Santo Domingo, wo sie zu ersten eigenen Texten fand. Aufbruch und Abschied, Unterwegssein und Suche nach Heimat gehören zu ihren Themen, auch in den "Liedern zur Ermutigung". Das zweite Lied1 fängt viele Aspekte aus dem Leben eines Flüchtlings ein:

Montag, 24. August 2015

JosephsReligion 4 – Hiobtrauer und Allmachtsphantasie

Eine großartige Idee Thomas Manns in seiner Josephssaga war es, den um seinen totgeglaubten Sohn Joseph trauernden Jakob (vgl. Gen 37,33-35) als Hiobsgestalt darzustellen (mehr zu Jakob hier).
Bis in einzelne Formulierungen hinein orientert sich der Autor an der mit Gott hadernden biblischen Klagegestalt des Hiob – während der biblische Text über Jakobs Trauer dürre zwei Verse umfasst.
Es zeigen sich da einerseits die biblischen Kenntnisse des Autors als auch seine Lust am Hinüberziehen dessen, was ihm aus der alttestamentlichen Tradition als für seine Dramaturgie verwendbar erscheint. Und Hinüberziehen kann er mit großem Geschick.

Mittwoch, 19. August 2015

Erschrockenes Herz – Herta Müller über Flüchtlinge in „Hunger und Seide“

Herta Müller kam als Deutsche aus dem rumänischen Banat 1987 in die BRD. Ihre Erfahrungen und Reflexionen darüber, wie das Leben in Unterdrückung beengt, wie sich Ausländer in Deutschland fühlen und wie Deutsche sich ihnen gegenüber benehmen, hat sie, teils aus Perspektive der Beteiligten, teils aus der der Beobachterin, Anfang der 1990er in Reden und Essays vorgetragen.

Das in diesem Jahr neu aufgelegte Buch „Hunger und Seide“ (Erstauflage 1995) versammelt diese Texte, in denen sich auch verblüffend aktuelle Beobachtungen zur Flüchtlingsfrage in Deutschland finden lassen. Zu diesem letzten Themenkomplex einige Ausschnitte, die ebenso zu heutigen Flüchtlingen aus Syrien, dem Irak, Zentralafrika oder dem Balkan passen und den Finger in manche Wunde legen.

Freitag, 14. August 2015

Heimflucht - Mariä Himmelfahrt

"Der Höchste ist deine Zuflucht." (Ps 91,9 - Losung vom 14.08.2015)

Heimkehr                                
dorthin                                  
wo ich noch nie war
immer sein wollte
innerlich hingehöre

Montag, 10. August 2015

Revolutionäre und Schismatiker in Polen? - Oder: Sich beim Präsidenten für die Kirche entschuldigen

Ich befinde mich seit einiger Zeit in Warschau, wo im Mai die Präsidentenwahl stattgefunden hat. In einer Stichwahl hat sich Andrzej Duda von der konservativen Partei „Recht und Gerechtigkeit“ (PiS) gegen den bisherigen Amtsinhaber Bronislaw Komorowski von der eher liberalen „Bürgerplattform“ (PO) durchgesetzt. Das politische Klima wirkte zuvor, aber auch danach oft aufgeheizt und angespannt.

Dienstag, 4. August 2015

Warschauer Impressionen

Zu ausgeklügelten Gedanken bin ich gerade nicht fähig, darum an dieser Stelle nur einige Bilder aus Warschau, meinem Sommersitz. 
Bildliche Impressionen können ja bisweilen tiefgehende Worte zu Reflexionen des Himmels ersetzen oder Durchbrüche im Alltag zeigen. 
Manchmal lässt sich etwas von der Länge und Breite, von der Höhe und der Tiefe und der Durchsichtigkeit der Welt erahnen. 
Ich spüre Frieden dabei.

Wasserzugang der Niederländischen Botschaft. Warschau, 2015.

Freitag, 31. Juli 2015

Ignatius und die Spiritualität der Art und Weise


Anfang Juli hat der Generalobere der Jesuiten, Adolfo Nicolás, bei einem Treffen von Ordensleuten in Taizé ein kurzes Referat gehalten, in dem er, der viele Jahrzehnte in Japan verbracht hat, die Weisheit Asiens würdigte und sie in Beziehung setzte zum Denken und zur Spiritualität des heiligen Ignatius.

Mittwoch, 22. Juli 2015

JosephsReligion 3 – Jakob und die fremden Götter

Thomas Manns Josephsroman ist ein religionskundlich-theologischer Leckerbissen. Nach einigen Gedanken zur Darstellung von Abraham und Isaak möchte ich heute auf eine Stelle im ersten Teil hinweisen, in der es um den künftigen Stammvater Jakob geht.
Zusammen mit seinem Schwiegervater Laban, der die Landsgötter verehrt und ihre Kultstätten in der Stadt stolz anpreist, geht Jakob nach Vertragsabschluss durch Charran. Szenen, die um die Ereignisse in Gen 29 kreisen und sie ausformulieren, bebildern Thomas Manns Darstellung der verschiedenartigen Religionen beider. Die Stadt wird als Moloch gezeichnet, die für den Hirten Jakob nichts von Interesse bietet. Stattdessen erinnert er sich (bemerkenswerterweise gemeinsam) an seinen Gott – und an die Augen der geliebten Rahel.

Samstag, 18. Juli 2015

Gregor Gysi und die Interkommunion

Vielleicht sind meine Assoziationen zu freizügig, aber nachdem ich bei der gestrigen Bundestagsdebatte zum Hilfspaket für Griechenland den Linken-Fraktionsvorsitzenden Gregor Gysi hörte, schoss mir die Ökumene und vor allem die Eucharistiefrage quer.

Donnerstag, 16. Juli 2015

Taizé - Einfachheit und Gemeinschaft

Ich gebe zu, dass ich Taizé wahrscheinlich lange unterschätzt habe. Die Wahrnehmung eines alles überflutenden emotionalen Tsunamis, bestehend aus Hitze, netten Menschen und ewig wiederholten Gebetsgesängen, hatte sich in meiner Wahrnehmung sehr nach vorn gedrängt.
Nun war ich wieder in Taizé, habe manches neu sehen und – neben dem Besuch von Adolfo Nicolás SJ, dem Generaloberen der Jesuiten, und einigen schönen Gesprächen – vieles sehr schätzen gelernt. Vor allem zwei Dinge wurden mir klarer als bei den ersten Besuchen: Einfachheit und Gemeinschaft.